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Mandat Wachstums-Wochenstart® Nr. 518: Annahmen hinterfragen

Mandat Wachstums-Wochenstart® Nr. 518: Annahmen hinterfragen

Im Rahmen eines umfangreichen Projektes, das auch die Gründung eines Joint-Ventures beinhaltete, galt es, an einem einzigen Tag an verschiedenen Standorten zu sein und zwar in NRW, in Hessen, in Berlin, in Brandenburg und wieder zurück in NRW. Einer der beiden potenziellen Joint-Venture-Partner hatte sich um die Miete eines privaten Jets (und eines Helikopters) gekümmert, damit wir – insgesamt vier Personen – diesen verrückten Tag logistisch gestemmt bekamen.

Flüge, die nicht im regulären Linien- und Charterverkehr starten, also private oder geschäftliche Flüge außerhalb des Flugplans, gehen vom GAT („General Aviation Terminal“) aus, was mit dem Vorzug von extrem kurzen Check-In- und Security-Zeiten verbunden ist. Kaum ist man am Terminal, ist man nach gründlicher Sicherheitskontrolle auch schon durch, es gibt schlicht keine Warteschlange. Ich genoss es also, am Flughafen einmal kurze Wege und eine schnelle Abfertigungszeit zu haben. Ich war der Erste aus unserer Gruppe, zwei weitere Beteiligte sollten an diesem Flughafen noch zusteigen, einen Fachexperten wollten wir an einem anderen Flughafen aufnehmen.

Am Ende der Sicherheitskontrolle wartete schon unser Pilot für diesen Tag. Wir stellten uns vor und begrüßten einander. Während wir zum Flugzeug gingen, informierte mich der Pilot über die Wettersituation – keine Turbulenzen zu erwarten, bestes Wetter. Die Treppe war heruntergeklappt, wir stiegen ein, er bot mir an, mir einen Platz auszusuchen, sein Platz war ja vordefiniert. Wir plauderten noch ein wenig, der Pilot nahm erste Startvorbereitungen vor. Ich wunderte mich, denn es fehlten ja noch zwei Passagiere, darunter unser Klient, aber der Pilot wusste schon, was er tat, da war ich sicher.

Bestimmt wusste er das. Was er aber offensichtlich nicht wusste war, dass noch zwei von uns fehlten. Als er sich anschickte, die Treppe einzufahren rief ich dem Piloten zu: „Halt! Wir können noch nicht starten, es kommen doch noch zwei von uns!“ – Ah, er dachte, wir seien komplett und der Rest stiege an einem der nächsten Stops zu. Nein, das sei nicht der Fall, informierte ich ihn. Pffff, das hätte noch gefehlt.

Die beiden Fehlenden stießen einige Minuten später zu uns, wir starteten, flogen nach Hessen, nach Berlin, mit dem Helikopter nach Brandenburg, zurück nach Berlin, abends mit dem gleichen Flieger wie am Morgen zurück zu unserem Startflughafen. Was für ein Tag.

Was ist mein Punkt? Wir arbeiten zu schnell mit Annahmen und machen diese zur Wahrheit oder sind uns der Tatsache, dass wir mit Annahmen arbeiten, nicht bewusst. Der Pilot nahm irrtümlich an, dass ich der einzige Passagier war, der an diesem Flughafen zustieg. Es ist im Augenblick unerheblich, wie diese Annahme entstand, jedenfalls war ihm klar: „Passagier ist da, wir können los.“ Falsch.

Wenn wir eine strategische Beratung oder eine Wachstumsinitiative aufgleisen, sprechen wir mit unseren Klienten über deren Annahmen zum Geschäftssystem, zur Zukunft, zum Markt. Es geht dabei nicht um Vollständigkeit, es geht darum, dass wir uns klar darüber sind, wer welche Annahmen hat, denn aus unseren Annahmen erfolgen Handlungen (oder Unterlassungen).

Hinterfragen Sie Ihre Annahmen und ermuntern Sie Ihre Mitarbeiter, das auch zu tun. Gerade vermeintlich Selbstverständliches ist oft nicht selbstverständlich. Wie oft haben Sie schon gehört „Ich dachte aber doch, …“?

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer

Guido Quelle

 


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© 2022, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.
© Jogger: 241365758 Maridav stock.adobe.com

Mandat Wachstums-Wochenstart® Nr. 507: Das kannst Du Dir gar nicht vorstellen

Mandat Wachstums-Wochenstart® Nr. 507: Das kannst Du Dir gar nicht vorstellen

 

Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass vieles von dem, was andere zu Ihnen sagen, mehr über Ihre Gesprächspartner aussagt, als über Sie? Ein Klassiker: „Ich habe [irgendwas] erlebt. Du kannst Dir gar nicht vorstellen, [jetzt kommt irgendwas, was man sich vermeintlich nicht vorstellen kann].“

Doch, ich kann mir das sehr gut vorstellen, habe ich schon oft gedacht. Entweder, weil ich schon in einer vergleichbaren Situation war, oder weil meine Grundintelligenz dazu ausreicht, mir das ohne große Mühe vorstellen zu können.

Ein anderer Klassiker: „Mensch, das ist doch unglaublich schwer [ein Buch neben der eigentlichen Arbeit zu schreiben, zahlreiche Ehrenämter auszuüben trotz eines hochanspruchsvollen Berufs, viele verschiedene Rollen miteinander zu verbinden].“ Nein, es ist nicht schwer, es fällt mir sogar leicht, aber Dir fällt es vielleicht schwer, Dir das vorzustellen.

Das kennen Sie, oder?

All diesen Klassikern ist gemein, dass sie Annahmen des „Senders“ darstellen, also desjenigen, der die Aussage trifft. In Wirklichkeit sagt der „Sender“ also mehr über sich aus – dass er sich eine solche Situation nicht hat vorstellen können – als über Sie, den „Empfänger“.

Interessant finde ich, dass uns solche Aussagen wieder dazu bringen, über Annahmen genauer nachzudenken. Welche Annahmen haben wir zu Situationen, zu Entwicklungen und welche Schlüsse ziehen wir daraus? Nicht umsonst sprechen wir bei Mandat bei jedem Projektstart auch über die Annahmen, die dem Projekt zugrundeliegen und es kommt immer etwas Spannendes dabei heraus.

Wenn Sie sich mit dem Thema Wachstum auseinandersetzen, schauen Sie immer auch auf die Annahmen, die Sie und Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben. Dann wird vieles klarer.

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer

Guido Quelle

 


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Mandat Wachstums-Wochenstart® Nr. 490: Die Zukunft gestalten

Mandat Wachstums-Wochenstart® Nr. 490: Die Zukunft gestalten

Der erste Titel, den ich diesem Wochenstart geben wollte, war „Der Zukunft zuwenden“, was mir aber zu sehr nach „Auferstanden aus Ruinen“ klang, das war mir dann doch zu gruselig. Aber: Die Zukunft gestalten, das passt. Es passt auch zeitlich. Nein, nicht, weil es immer „Zukunft“ gibt, sondern weil es jetzt in diese Zeit passt.

Ich stelle fest, dass sich zahlreiche Unternehmen angesichts der vielen Themen, die sich im Umbruch befinden und deren Anzahl und Auswirkungen sich ins Unbeherrschbare zu entwickeln scheinen, der mangelnden Sicherheit, die aktuell spürbar zu sein scheint, nicht mehr um die Zukunft kümmern. Es wird enormes, reaktives Gegenwartsmanagement betrieben. Was ist heute eigentlich noch „safe“?

Nichts.

Die gute Nachricht: Es war nie etwas „safe“. Trotzdem haben viele Unternehmen erfolgreich gewirtschaftet. Schauen wir aber auf die lange Sicht, haben diejenigen Unternehmen die sich vor allem durch reaktives Gegenwartsmanagement auszeichnen, in erheblich geringerem Umfang langfristig Erfolg als diejenigen Unternehmen, die eine Zukunftskompetenz entwickeln und selbst diejenigen Unternehmen, die sich durch extrem treffsicheres Gegenwartsmanagement durch Reaktion auszeichnen, haben intern eine viel höhere Reibung.

Die von uns beratenen Klientenunternehmen sind mindestens zu einem enorm überwiegenden Teil (ich habe mich nicht um alle Zahlen bemüht), besser aus der Corona-Krise gekommen, als der relevante Wettbewerb. Nein, nicht alle haben wirtschaftliches Wachstum generieren können. Diejenigen, die von dem „Zuhausesein-Effekt“ profitierten sehr wohl, diejenigen, die von den verschiedenen Lockdowns direkt oder indirekt betroffen waren, konnten ihre wirtschaftliche Position nicht oder nur selten ausbauen.

Aber: Die weitaus meisten unserer Klienten, die profitiert haben, haben gegenüber dem Wettbewerb ein stärkeres Wachstum zu verzeichnen und diejenigen, die von den Auswirkungen der Pandemie getroffen wurden, haben einen geringeren Verlust zu verzeichnen als die meisten relevanten Wettbewerber – immer soweit wir es wissen.

Warum ist das so? Weil sich unsere Klienten gemeinsam mit uns mit der Zukunft beschäftigen – und dies schon vor der Krise getan haben. Es geht nämlich nicht nur darum, die Gegenwart gut zu beherrschen, das ist nur eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung. Es geht auch nicht nur darum, die Zukunft vermeintlich zu verstehen – eine weitere notwendige Bedingung.

Nein, es geht darum, Annahmen über die Zukunft zu treffen, sie im Unternehmen abzuklopfen, mit den Mitarbeitern zu teilen und daraus strategische Schlüsse, Absichten, Handlungen abzuleiten. In der Reihenfolge: Annahmen, Schlüsse, Absichten, Handlungen. Es geht darum, die Zukunft zu gestalten, nicht von ihr überrollt zu werden. Dazu aber genügt Gegenwartsmanagement eben nicht.

Können wir uns auf dem Weg in die Zukunft irren? Ja, selbstverständlich, aber dann können wir doch justieren. Es ist allemal besser, so zu verfahren, als die Zukunft als Gegner zu sehen. Wenn meine Kollegen und ich mit Klientenunternehmen eine Strategie entwickeln oder die bestehende Strategie justieren, dann ist das stets Zukunftsarbeit. Ist die Strategie „fertig“ (Strategien sind niemals „fertig“), antizipiert sie die Zukunft und die Handlungen, die aus der Strategie abgeleitet werden, haben zueinander eine Verbindung. Es gibt weniger Überraschungen und das Gegenwartsmanagement wird noch besser, denn es leitet sich nicht mehr aus individueller Kompetenz, sondern aus der Strategie ganz natürlich ab.

Wo stehen Sie? Erklären sich Ihre Handlungen eher aus der Gegenwartsintelligenz oder finden Ihre gegenwärtigen Handlungen strategischen Anschluss? Wann haben Sie Ihre Strategie zuletzt zukunftsfest(er) gemacht? Wachstum ist kein Zufall.

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer

Guido Quelle


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© 2021, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.
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Mandat Wachstums-#Wochenstart Nr. 265: Aber ich sehe das!

Ich brachte vor etwa zwei Jahren ein paar gute, rahmengenähte Schuhe zu einem Schuhmachermeister, weil sich das Oberleder des rechten Schuhs vom Rahmen gelöst hatte. Der Schuh war ansonsten völlig in Ordnung, aber aus irgendeinem Grund war eben dieser Missstand aufgetreten. Natürlich ging ich nicht zu einem dieser Schlüsseldienste, die nebenbei auch Absätze ankleben, sondern zu einem Mann, der sein Handwerk wirklich gelernt hat. Ich ging zu jenem Schuhmachermeister, einem Experten.

Ich erklärte ihm den unübersehbaren Missstand, er sagte, er könne das richten, es müsse halt etwas dagegengesetzt werden und wir vereinbarten einen Abholtermin.

Einige Tage später: Stolz präsentierte der Schuhmachermeister mir seine Lösung … und mir gefroren die Gesichtszüge. Wie ich die Arbeit finden würde, fragte er mich. Ein „Furchtbar“ war das einzige, was ich sagen konnte. Was war geschehen? Er hatte in der Tat „ein Stück dagegengesetzt“, aber nicht von innen, wie ich es vermutete, um dann das Oberleder wieder zu fixieren, sondern – Achtung – von außen. Ja, das war sauber gearbeitet, ja man musste genau hinsehen, aber die Naht war für mich unübersehbar.

Der Meister, verständnislos und in seiner Ehre gekränkt: „Das sieht man doch gar nicht“. „Selbst wenn es so wäre, lieber Meister, was ich bezweifele“, entgegnete ich, „bleibt immer noch ein Problem, denn ICH sehe es.“ Ich bezahlte die Arbeit, stellte das Paar Schuhe, das in dem Zuge auch besohlt und mit neuen Absätzen versehen worden war, in den Schrank und dort steht es noch immer – unberührt – und wartet darauf, gespendet zu werden. Tragen werde ich es schließlich nicht mehr.

Zwei Lehren sind daraus zu ziehen. Erstens: Es ist egal, ob jemand anderes – Ihre Kunden, Ihre Lieferanten, wer auch immer – einen Fehler bemerkt oder nicht. Wenn SIE den Fehler bemerken und sich nicht wohl damit fühlen, ist noch eine Runde zu drehen, egal was andere sagen. Zweitens: Sprechen Sie bei Vereinbarungen über relevante, nur schwerlich später zu verändernde Dinge lange darüber, ob Sie die gleichen Annahmen haben.

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer
Guido Quelle

© 2017, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.
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„Es kann nicht schneien“

Diese Geschichte wird Ihnen gefallen. Zugetragen hat sie sich in der vergangenen Woche und wir können eine Menge daraus für die Führung unserer Unternehmen lernen.

Ich fuhr mit dem PKW zu einem Klientenunternehmen in Nordrhein-Westfalen. Die Sonne schien, es war allerdings ein Lichtbild, eine Wolkensituation, die mich an Schnee denken ließ. Kurz darauf verwies der Wetterbericht im Radio darauf, dass zu Beginn des Tages die Sonne noch scheinen würde, diese aber einer zunehmenden Bewölkung und später einem vom Rheinland nach Ostwestfalen ziehenden Schneegebiet Raum machen würde.

In der Nachmittagspause des ganztägigen Projekttreffens trat ich ans Fenster. Es war grau geworden und sah nach Schnee aus.

Ich dachte laut: „Es sieht nach Schnee aus.“
Person 1: „Nein, es kann nicht schneien, es ist viel zu kalt.“
Ich: „Tatsächlich? Wie kalt ist es denn?“
Person 1: „Zwei oder drei Grad minus.“
Ich dachte: ‚Erstens: Woher will die Person das wissen und zweitens: Warum soll es bei zwei oder drei Grad unter Null nicht schneien?’Bevor ich aber etwas aussprechen konnte,
folgte Person 2: „Bei uns war es heute Morgen 11 Grad unter Null.“
Worauf Person 3 einstimmte: „Bei uns waren es Minus acht Grad.“

Die Diskussion nahm ihren Lauf. Fest stand: Es konnte an diesem Tag nicht mehr schneien.

Drei Stunden später, das Meeting war zu Ende. Ich ging die große Außentreppe herab und merkte leichte Schneeflocken. Das Außenthermometer im Auto zeigte Null Grad. Bei uns zuhause war die Straße weiß, vier Stunden später hatte ich Mühe, mit dem Auto am Hang zu fahren und meinem Kollegen schickte ich am späten Abend eine SMS, dass meine Teilnahme am nächsten Tag eventuell gefährdet sei, wenn die Straßen bei uns nicht gestreut würden.

Aber es konnte ja nicht schneien.

Erkenntnis: Die gesamte Frage wurde unter falschen Prämissen betrachtet:

  • Frage: Wieso kann es zwei oder drei Grad unter Null oder auch bei elf Grad unter Null nicht schneien? Antwort: Es kann.
  • Frage: Woher kann jemand, der seit fünf Stunden ununterbrochen in einem mit 15 Personen gefüllten, gut geheizten Raum sitzt, wissen wie kalt es draußen ist? Antwort: gar nicht.
  • Frage: Welche Relevanz hat die Temperatur an irgendwelchen anderen Orten zu ganz anderen Zeiten für die Frage, ob es schneien wird? Antwort: keine.

Jetzt zur Lehre: In Unternehmen begegnet uns dieses Muster sehr häufig: Es werden Entscheidungen getroffen, die auf falschen Annahmen basieren. Schlimmer: Es werden Entscheidungen getroffen, die auf Annahmen basieren, die nicht einmal begründet sind. Noch schlimmer: Es werden Entscheidungen getroffen, die auf Annahmen basieren, die nichts mit der Sache zu tun haben. Eine zwingende Regel in der Strategiearbeit: Hinterfrage die Annahmen.

Wie oft hören Sie „Chef, es kann nicht schneien“?

(c) 2013, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH