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Mandat Wachstums-Wochenstart® Nr. 564: Von Noten und vom Loben

Mandat Wachstums Wochenstart Nr 564 Von Noten und vom Loben

Vor ein paar Tagen las ich, dass die Anzahl der „Einser-Abiture“ in Deutschland drastisch gestiegen sei. Nun könnte man annehmen, dass dies auch mit einer Erhöhung der Leistung und / oder der Kompetenz einherginge. Die zitierten Forschungsergebnisse legen aber nahe, dass dies nicht der Fall ist. Ein weiteres Indiz dafür ist, dass während der Corona-Zeit die Erreichbarkeit von Noten durch Senkung der Anforderungsgrenzen, der zu erreichenden Prozentpunkte, erleichtert wurde. Begründet wurde dies unter anderem durch die Corona-Pandemie.

Die Grafiken, indes, führten eine so dramatische Steigerung der „Einser-Abis“ vor Augen, dass ich vermute, dass auch das Erreichen eines Punktes erleichtert wurde. Ob die Aufgaben auch leichter waren als in den Vorjahren, vermag ich nicht zu sagen. Inwiefern die Sorge mancher Lehrer vor der Auseinandersetzung mit Eltern bei nicht so guten Noten auch einen Beitrag dazu leistet, entzieht sich ebenfalls meiner Kenntnis, Vermutungen sind aber auf Basis von Fachartikeln zumindest nicht ins Absurde abzutun.

Wir tun uns mit solchen Maßnahmen keinen Gefallen. Den Mangel der Bildungseinrichtungen, die Schüler zum Abitur führen, zu kompensieren durch Erleichterung des Erreichens der Anforderungsgrenzen, das ist keine Strategie, es fällt uns hinterher wieder auf die Füße. Ich erinnere mich noch sehr gut an den Beginn meiner Lehrtätigkeit und die Korrektur der ersten Klausuren. Sie waren vielfach grauenhaft und doch fand ich immer wieder Kandidaten, die eine exzellente Leistung ablieferten. Was tat ich? Die grauenhaften Ergebnisse habe ich schlecht bewertet, die exzellenten exzellent. So einfach ist das. Bei der ersten Klausur fiel eine deutliche Anzahl von Studenten durch und ich wurde von dem einen oder anderen darauf hingewiesen, dass das „schwierig“ sei. Ich blieb bei meinen Resultaten und so halte ich es auch heute noch: Gutes bekommt eine gute Note, Schlechtes eine schlechte.

Ins Arbeitsgeschehen transportiert: Es werden zu früh Boni ausgegeben, es wird zu viel Selbstverständliches gelobt. „Heute hast Du das Büro aber besonders elegant aufgeschlossen, noch besser als sonst“ ist kein Lob. Boni für das, was eigentlich mit dem Grundgehalt abgegolten sein sollte, sind grundlos. Es wird gern vergessen, dass das Grundgehalt auch schon für etwas da ist.

Loben Sie Ihre Mitarbeiter, geben Sie ihnen Boni, aber nur dann, wenn es wirklich einen Grund gibt. Lassen Sie das Niveau nicht erodieren, sonst erodiert auch der Wert eines Lobs und der Wert eines Grundgehalts. Wenn Sie feststellen, dass Mitarbeiter noch nicht auf dem richtigen Niveau sind, fördern Sie sie oder fordern Sie die direkten Vorgesetzten zur Förderung auf, fragen Sie auch unbedingt die Beteiligten, wo sie sich selbst stärken wollen. Förderung klingt immer so passiv. Es muss auch von einem selbst kommen.

Und gute Noten gibt es auch auf dem Wachstumspfad nur für gute Leistung. So einfach.

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer

Guido Quelle

 

 

Die persönliche Sicht: Jeder soll (gleichermaßen) an den Gewinnen teilhaben? Nein!

Immer dann, wenn es in großen Unternehmen – insbesondere bei den Automobilherstellern – gut läuft, finden die geleisteten Sonderzahlungen ihren Einzug in die Presse. 8.140 Euro bei BMW für Facharbeiter, 8.200 Euro für 15.000 Mitarbeiter bei Porsche, 2.541 Euro bei Daimler, 6.900 Euro bei Audi, 6.200 Euro bei VW, die Liste lässt sich fortsetzen.

Natürlich ist das für die Mitarbeiter prima. Aber: Nicht jeder hat vermutlich gleich viel geleistet, da hilft auch keine Betrachtung der individuellen Arbeitszeit, wie bei Porsche. Die Annahme ist statthaft, dass es auch bei Porsche, Daimler, Audi und all den anderen Unternehmen, die pauschal „Gewinnbeteiligungen“ oder „Boni“ ausschütten, Mehrleister und Minderleister (und -innen) gibt. Wenn aber jede/r die gleiche Prämie bekommt, werden auch die belohnt, die sich weniger angestrengt, eingesetzt, die weniger bewirkt haben und die vielleicht sogar öfter krank waren, als andere.

Das ist nicht nur nicht fair, das Mittel ist auch geeignet, den Unmut zu erhöhen. Es ist ähnlich wie in der Schule oder an der Hochschule, wenn sich einige in Projekten zwar präsent sind, aber sich inhaltlich zurücklehnen und eine ruhige Kugel schieben, während andere tagein, tagaus für das angestrebte Ergebnis rackern. Wenn hinterher alle die gleiche Note bekommen, weil die Lehrer oder die Professoren es sich einfach machen, ist das unfair. Da hilft es auch nicht, den Teamgedanken vorzuschieben. Auch Vergütungen unter diesem Vorwand mögen die Gewerkschaften zufriedenstellen, ein intelligentes Führungsinstrument hingegen sind identische Gewinnbeteiligungen nicht. Besser wäre es, die Leistungsstarken überproportional teilhaben zu lassen. Die weniger Leistungsstarken bekommen immerhin ein – gerade in der Automobilindustrie nicht geringes – Grundgehalt, für das man ja auch schon ein wenig Leistung erwarten darf, oder? Zugegeben, dann wird es ein wenig komplizierter, denn es bedarf dann individueller Betrachtungen, also eines höheren Führungsaufwandes.

Gleichmacherei aber ist noch nie ein Wachstumsmotor gewesen.

(c) 2014, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.