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Thema verfehlt

Glaubt man den aktuellen Umfragen, setzt(e) die SPD auf die falschen Themen. Weder das Thema „Abhörskandal“ noch das Thema „Strompreise“ kann bei den Bürgern besonders punkten. Punkten könnten die Themen „Altersversorgung“ – verbunden mit Antworten auf die Fragen, wie man im Alter finanziell sorgenfrei leben könne – und „Einkommen“.

Dies soll an dieser Stelle kein politisches Statement werden, sondern ich möchte das Augenmerk auf die systemische Frage lenken, wie man sich so in die Irre leiten lassen kann. Wie kann es sein, dass ein großer Wahlkampfapparat, der keine anderen Aufgaben hat, als die für die Bürger zentralen Themen zu finden und zu adressieren, diese zentralen Themen nicht erkennt, geschweige denn adressiert?

Drei Gründe liegen auf der Hand und wir sind vor dem Effekt vermutlich alle nicht gefeit:

  1. Low-hanging-fruits: Die tiefhängenden Früchte sind es, die eine gewisse Verlockung ausüben. Sie führen aber in Versuchung und damit in die Irre. Siehe dazu auch meinen entsprechenden Post auf diesem Blog.
  2. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf: Einmal begonnen, kann man ein Thema gesichtswahrend nicht einfach fallen lassen unter der Anmerkung, man habe sich verstiegen. Ich habe Nachrichten: Doch, man kann. Und man sollte sogar, denn es verschafft Respekt und Glaubwürdigkeit.
  3. Arroganz und Ignoranz: Das Ignorieren des Marktbedarfes, das vermeintliche Wissen darüber, was gut für den Markt ist, das Suchen nach Bestägigung dafür und das Beharren auf dem Push-Prinzip (Druck), statt auf das Pull-Prinzip (Sog) zu setzen, begleitet durch eine „Wird-schon-noch“-Mentalität ist durch Arroganz und Ignoranz gekennzeichnet. Beides sind keine guten Ratgeber.

(c) 2013, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH

Die persönliche Sicht: Ich möchte keine Wahlgeschenke

Die üblichen Kapriolen, die vor einer Bundestagswahl stattfinden, scheinen sich in diesem Jahr noch einmal zu multiplizieren. Wahlgeschenke werden allerorten versprochen, man überbietet sich gegenseitig dabei, wer der besonderes große Heilsbringer ist. Ich kann das nicht ausstehen. Und damit bin ich nicht allein, denn ich kenne viele Menschen, die diesen Unsinn durchschauen und nicht an das große, unendliche Füllhorn glauben.

Ich möchte auch keine Steuererhöhungen nach der Wahl erleben. Die Steuern sind hoch genug, die Steuereinnahmen des Staates waren noch nie so hoch wie heute. Es wird nur nicht vernünftig mit den Steuergeldern gewirtschaftet. Die Ankündigungen, dass Steuererhöhungen nur „fünf Prozent“ der Bevölkerung betreffen würden, ist ebenso unlauter, wie die heilsbringenden Wahlgeschenke. Die Seiteneffekte wären immens und würden unter anderem ein weiterer Schritt in Richtung Egalisierung sein; „Soziale Gerechtigkeit“ ist der Euphemismus dafür. Wir sind aber im Kapitalismus zuhause und selbst, wenn wir sagen, dass uns der Begriff „Kapitalismus“ zu hart erscheint, weil wir eine „soziale Marktwirtschaft“ haben – was an sich eine gute Sache ist – funktionieren „Markt“ und „Wirtschaft“ nicht mit Gleichmachungsbestrebungen.

Der Staat hat noch nicht unter Beweis gestellt, dass er besser wirtschaften kann als Unternehmerinnen und Unternehmer. Würden wir Unternehmer mit unseren Einnahmen so wirtschaften, wie der Staat, wären wir in Nanosekunden handlungsunfähig. Steuererhöhungen sind überdies eine Wachstumsbremse, insbesondere dann, wenn dadurch Wahlgeschenke finanziert werden, deren Sinn und Wirkung fraglich sind und die lediglich diejenige Macht kaufen sollen, welche die Parteien zu erlangen oder zu verteidigen anstreben.

Wie wäre es mit Ehrlichkeit? Wie wäre es mit der Aussage, dass wir zunächst weiter konsolidieren müssen? Wie wäre es, wenn man den Bürgerinnen und Bürgern stärker die Wahl überlässt, wie sie ihre Einnahmen verwenden? Wie wäre es, wenn die kämpfenden Parteien sich trefflich über die Sache streiten und ihrem Bürger, dessen Stimme sie erhalten möchten, für klug und mündig anerkennen? Meint man wirklich, wir seien so dumm, dass wir die Kapriolen nicht erkennen?

(c) 2013, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH