Was zwischen Private Equity-Gesellschaften und ihren Unternehmen steht, Teil 1: Zu starker Fokus auf finanzielle Aspekte

Wie versprochen folgt hier eine kleine Serie über Wachstumshürden zwischen Private Equity-Gesellschaften und ihren Unternehmen. Sie stammt aus meinem Vortrag „Who Pays the Piper Calls the Tune – What Private Equity Firms are Regularly Missing“ im Rahmen der German Private Equity Conference 2014 in Frankfurt am Main.

Was also steht dem Verhältnis zwischen Private Equity-Gesellschaften und „ihren“ Unternehmen häufig im Weg?

Teil 1: Zu starker Fokus auf finanzielle Aspekte

Jawohl, bei Private Equity Investments geht es um Geld. Oft sogar um sehr viel Geld. Die Investoren wollen an dem „Deal“ genauso verdienen, wie das Management, das nicht selten auch zu Investoren wird. Das ist auch – solange es nicht an die Substanz des Unternehmens geht – in Ordnung.

Aber: Vergessen wird gern, dass die Mitarbeiter in den Unternehmen nicht unbedingt für Geld „funktionieren“. Natürlich gibt es einige Mitarbeiter, die schneller laufen, wenn es mehr Geld gibt, aber die meisten Mitarbeiter werden über Inhalte gewonnen, über gemeinsame Errungenschaften, über Ziele, erreichte Streckenabschnitte auf einem zuvor gemeinsam gefundenen Weg – nicht über Kennzahlen, Gehalt, Gewinn, EBITDA, Covenance Kriterien – und die Anzahl dieser Mitarbeiter wird eher größer als kleiner.

Die Junior-Designerin möchte coole Produkte designen, der Marketing-Chef möchte die Marke weiterentwickeln, die junge Ingenieurin möchte Verfahren verbessern. Geld ist dabei ein Hygienefaktor, nicht aber Motivationsinstrument.

Die Hürde nehmen: Private Equity-Gesellschaften sind gut beraten, sich mit den Inhalten des Unternehmens auseinanderzusetzen und das Gespräch mit Mitarbeitern auch über Inhalte zu führen. Die Diskussionen über finanzielle Aspekte sollen den Gremien vorbehalten bleiben, die die Finanzsteuerung und -kommunikation übernehmen.

(c) 2014, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.

Wachstumskolumne: Wachstum durch Weglassen

Im zweiten Beitrag unserer diesjährigen Serie über Unternehmenswachstum schauen wir auf etwas vermeintlich Widersinniges: Wie kann Wachstum durch Weglassen entstehen?

… ein weiterer Beitrag aus meiner monatlichen Wachstumskolumne im Schweizer KMU-Magazin. Klicken Sie hier für das kostenfreie PDF, mit herzlichem Dank an das KMU-Magazin für die Überlassung des PDFs.

© 2014, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.***

Mandat Wachstums-Wochenstart Nr. 105: Vorwarnen, nicht Melden

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  • Warum teilt eine 1.500 Euro Kaffeemaschine dem Benutzer nicht nach Wahl der Kaffeeart aber vor dem Brühvorgang mit, dass die noch vorhandene Menge Wasser im Behälter nicht für den geplanten Kaffeebezug reichen wird?
  • Warum teilt ein intelligenter Student seinem Betreuer nicht deutlich vor Abgabe der Masterarbeit mit, dass er sich eine weitere Präzisierung der Aufgabe wünscht?
  • Warum teilt ein hochbezahlter Projektleiter seinem Auftraggeber nicht deutlich vor dem geplanten Abschlusstermin mit, dass das Projekt droht, nicht pünktlich fertig zu werden (und das aus gutem Grund)?

Warum findet all das regelhaft nicht statt? Stattdessen läuft ein wenig Kaffee durch die Maschine und der große Kaffeebecher ist mit einer Pfütze Kaffee bedeckt, während die Maschine mahnend „Wasser füllen“ meldet, der Student verzettelt sich total und gibt eine miserable oder maximal durchschnittliche Arbeit ab und der Auftraggeber des Projektes wird durch seinen Spätmelder hochgradig in Bedrängnis gebracht, weil er bereits Initiativen gestartet hat, welche die Ergebnisse des nun doch nicht pünktlich gelieferten Projektes benötigen.

Präventivmaßnahmen sind immer besser als Korrekturen. Einen Brand zu vermeiden ist besser, als ihn zu melden oder noch so professionell zu löschen. Schauen Sie voraus, beim Autofahren klappt das doch auch.

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Das Rohr reinigen oder austauschen, nicht vergrößern

Wenn eine Wasserleitung oder eine Abwasserleitung verstopft ist, gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder die Leitung wird gereinigt, entkalkt, von Engpässen befreit oder sie wird ausgetauscht. Niemand käme wohl auf die Idee, einfach einen neuen Mantel um das bestehende Rohr zu schlagen unter der Annahme, dass sich das Zu- oder Abflussergebnis verbessern wird.

In Unternehmen sehe ich aber häufig genau das: Prozesse laufen nicht so, wie sie sollten und statt sie zu entschlacken, statt neue Prozesse zu definieren, weil die alten „Leitungen“ vielleicht verkalkt sind, statt Abläufe zu verschlanken, werden weitere Schleifen eingezogen, Personen eingestellt, Qualitätsprozesse aufgebaut, die sicherstellen sollen, dass sich die Performance verbessert. Statt strukturell etwas zu verändern, wird mit „mehr des Gleichen“ gearbeitet. Das Resultat: Die „Rohre“ werden äußerlich dicker, aber der Querschnitt bleibt gleich gering. Dieselbe Leistung wird mit mehr Aufwand erbracht, schlimmer noch: Der Mehraufwand kann nicht verhindern, dass die „Rohre“ (sprich: Prozesse) sich weiter zusetzen und die Leistung sogar sinkt. Das Ganze wird bei steigendem Druck von vorne mitunter zu einer hochexplosiven Installation.

„Aber wir haben doch alles getan, um die Leistung zu steigern!“, höre ich dann häufig. Nein, das haben Sie nicht. Sie haben nur addiert. Wachstumsintelligenz bedeutet intelligentes Weglassen, nicht „mehr des Gleichen“. Reinigen Sie Ihre „Rohre“, tauschen Sie sie aus, errichten Sie eine neue Installation, aber erwarten Sie nicht, durch schlichte Addition eine bessere Leistung erbringen zu können. Dies funktioniert regelhaft nicht.

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Wachstumshebel für Private Equity-Gesellschaften und ihre Portfolio-Unternehmen

“Who Pays the Piper Calls the Tune – What Private Equity Firms are Regularly Missing” – dies war der Titel meiner VIP Dinner-Speech am Vorabend der German Private Equity Conference 2014 in Frankfurt. Vor Entscheidern und Geschäftsführern von Private Equity-Gesellschaften sprach ich fünf Aspekte an, die einer noch wirksameren Zusammenarbeit zwischen Private Equity-Gesellschaften und ihren Portfolio-Unternehmen aus unserer Beratungserfahrung häufig im Wege stehen:

  1. Too much focus on money
  2. Oversized controlling systems
  3. Poorly defined roles, competences and responsibilities
  4. Lack of interest in people and processes
  5. PI: „Project Inflation“

Der bewusst zugespitzte Vortrag („Too much focus on money?? Im Private Equity Umfeld??“) erzeugte eine hohe Resonanz und bot weiteren Diskussionsstoff während des anschließenden VIP-Dinners. Grundtenor: Ein gutes Verhältnis zwischen dem Management des Unternehmens und seinen Private Equity Anteilseignern basiert auf gegenseitigem Verständnis und Vertrauen, das wiederum als Basis für profitables Wachstum unentbehrlich ist.

Wenn Sie sich den Vortrag ansehen möchten, finden Sie einen Download des Vortragsvideos “Who Pays the Piper Calls the Tune” (ca. 800 MB) hier.

Ich werde auf jeden der fünf Punkte in den nächsten Wochen an dieser Stelle eingehen.

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Wachstumskolumne: Immer in Bewegung bleiben

Wie viel Bewegung braucht es, um nachhaltiges Unternehmenswachstum zu generieren? Und wie kann diese Bewegung überhaupt entstehen? Antworten in diesem ersten Teil der neuen Kolumne zum Thema Wachstum.

… ein Beitrag aus meiner monatlichen Wachstumskolumne im Schweizer KMU-Magazin. Klicken Sie hier für das kostenfreie PDF, mit herzlichem Dank an das KMU-Magazin für die Überlassung des PDFs.

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Mandat Wachstums-Wochenstart Nr. 104: Planen Sie Nichtstun

Mandat WWS LogoHaben Sie auch manchmal den Eindruck, dass sämtliche Zeit verplant ist? Nicht nur die berufliche, sondern auch die private Zeit? Ostern, Pfingsten, Weihnachten? Familienfeste – mindestens Ostern und Weihnachten. Wochenenden? Besorgungen machen, das erledigen, was in der Woche nicht geschafft wurde, mit den Kindern zum Sport, selbst zum Sport, der Garten wartet auch, ein paar Glühbirnen müssen ausgetauscht werden, Rechnungen online bezahlen, ein paar Dinge fürs Ehrenamt erledigen. Wenn Ihnen das bekannt vorkommt, sind Sie in bester Gesellschaft.

Ich habe in meinen Selbstmanagement-Vorlesungen vehement dafür geworben, auch „Nichtstun“ zu planen. „Nichtstun“ ist nämlich mitnichten etwas Verwerfliches. Mit „Nichtstun“ meine ich, sich selbst die Freiheit zu geben, in einem gewissen Zeitraum nichts zu tun, oder irgendetwas Ungeplantes zu tun, irgendetwas, wonach Ihnen der Sinn steht. Klingt paradox, soll es aber nicht. Verstehen Sie es als ein geschütztes Zeitfenster, das gegen jegliche Eindringlinge verteidigt wird und in dem Sie tun, was Sie wollen. Idealerweise findet das „geplante Nichtstun“ auch mit dem Partner statt. Probieren Sie es einmal aus, es können sich spannende Dialoge, Erkenntnisse, Momente ergeben. Eine Spielregel: Die Sinnhaftigkeit wird nicht bewertet.

Frohe Ostern!

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Nicht nur für Kinder – spürbare Konzentration

Probieren Sie folgendes Experiment: Nehmen Sie eine kleine Pappschachtel, vielleicht etwas größer als eine Zigarettenschachtel und eine kleine, in die Packung passende Dose, die Sie mit kleinen Steinchen, Splitt oder Mini-Kieseln deutlich beschweren. Sie können auch eine kleine Tüte nehmen, die Sie nur ein wenig füllen, von der Sie den überschüssigen Rest abschneiden und die Sie mit Klebeband umschließen. Ein Gewichtsverhältnis von 1:4 (also etwa 20 Gramm Verpackung, 80 Gramm Inhalt) ist optimal. Stecken Sie die gefüllte Dose / Tüte in die Verpackung. Der Durchmesser der Dose sollte etwa 1/3 der Packungslänge betragen.

Bitten Sie nun jemanden, die Schachtel nebst Inhalt in die Hand zu nehmen. Nehmen Sie dann die Dose aus der Schachtel und bitten Sie die gleiche Person dann, nur die Dose (natürlich nebst Inhalt) in die Hand zu nehmen. Fragen Sie dann, was die Person als schwerer empfindet. In acht von zehn Fällen wird die Person sagen, die Dose ohne Schachtel sei wesentlich schwerer, als das gesamte „Päckchen“.

Wenngleich dies natürlich durch die Fokussierung des Gewichts logisch erklärbar erscheint, bietet dieses Experiment doch ein Angebot, es in unsere berufliche Praxis zu portieren: selbst mit weniger Aufwand (hier: geringeres Gewicht der Dose nebst Inhalt gegenüber dem Gesamtpäckchen) kann ein größerer Effekt (hier: gefühltes Gewicht) erzielt werden, wenn die Kraft fokussiert wird. Wenn das Verteilmoment (Schachtel) wegfällt, wird eine höhere Wirkung erzielt.

Fokussieren ist das Gegenteil von Zerstäuben. Solche Alltagsexperimente versteht jedes Kind.

(Durchgeführt habe ich dies letztlich mit Reinigungsperlen für Decanter: Packungsgröße (gemessen): 10,5 * 6 * 3,5 Zentimeter. Gesamtgewicht der Packung nebst Inhalt (gewogen): 95 Gramm, davon 20 Gramm Verpackungsgewicht. Dose mit Perlen: Ø4 cm, 3 cm hoch.)

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Befindlichkeiten lassen Dinge scheitern

Zwei meiner Kollegen und ich sind zu einem Klientenprojekt in Remagen und ich schaue aus meinem Hotelzimmer auf den Rhein. Die Schiffsführer auf dem Rhein verständigen sich trotz aller Satellitennavigation, Radar, AIS, Mobiltelefonen und anderer technologischer Errungenschaften auch immer noch mit analogem Sprechfunk, der nach wie vor seine Berechtigung hat und der es erlaubt, dass einander bekannte Schiffsführer auch ein paar persönliche Worte wechseln können.

In einem unserer Projekte bei einem der damals führenden (Stadt-) Kurierdienste ging es genau um diesen analogen Sprechfunk, der zunehmend abgeschafft und durch digitale Kommunikation ersetzt wurde. Was für ein Aufschrei! Die Radkuriere, ebenso wie die PKW-Kuriere gingen auf die Barrikaden deswegen und fanden tausende von Gründen, warum das Unternehmen auf diese Weise nicht erfolgreich(er) werden könnte. Unser Auftrag war ein ganz anderer, nämlich ein ganz klarer Wachstumsauftrag, aber wir mussten zur Kenntnis nehmen, dass die Befindlichkeitsstörungen geeignet waren, das Projekt auf operativer Ebene mindestens drastisch zu verzögern, vielleicht sogar zu vereiteln, denn ohne Sprechfunk konnte es offenbar – so die Lesart – nicht funktionieren.

Sachlich war dies nicht richtig, aber Wahrnehmung ist Wirklichkeit. Wir haben uns zuerst also mit den Befindlichkeiten auseinandergesetzt und uns dann wieder auf die Sache konzentriert. Wie sagt meine Frau in ihren Projekten immer? „Störungen haben Vorrang!“. Recht hat sie. Es ist eben nicht die Sache, sondern es sind die Emotionen, die über Erfolg und Misserfolg eines Wachstumsprojektes entscheiden. Behalten Sie dies im Kopf, wenn Sie Ihre nächste Veränderungsoffensive starten.

(c) 2014, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.

Aktuelles Interview mit Prof. Dr. Guido Quelle

… zu Markenführung, Fehlern bei eben dieser und zum 11. Internationalen Marken-Kolloquium, auf management-radio.de: Klicken Sie hier, um zum Podcast zu gelangen