Mandat Wachstums-Wochenstart Nr. 231: Aus der Schule geplaudert

Mandat Wachstums-Wochenstart

Im Verlauf der Jahre habe ich zahlreiche Bücher verfasst oder herausgegeben und wir haben auch eine wissenschaftliche Buchreihe (Mandat Campus) ins Leben gerufen, in der meine eigene Dissertation geführt wird sowie ausgewählte wissenschaftliche Arbeiten meiner Studenten. Ich glaube, es sind, ohne Mandat Campus, inzwischen fünfzehn oder sechzehn Bücher, einige davon auch in englischer Übersetzung.

Mein vielleicht wichtigstes, meiner Ansicht nach aber sicher inhaltsreichstes Buch ist „Profitabel wachsen“, das im Gabler-Verlag erschienen ist. Jeder, der es gelesen hat und mich darauf ansprach, sagte, er konnte etwas daraus mitnehmen. Ein österreichischer Holding-Geschäftsführer sagte sogar, dass er noch nicht so erfolgreich mit dem Unternehmen wäre, wie er es ist, hätte er nicht die Inhalte des Buches sorgsam umgesetzt.

Folgerichtig ging ich davon aus, dass „Profitabel wachsen“ mein bestverkauftes Buch sei – auch weil es in mindestens dreißig Ländern dieser Erde in englischer Sprache gelesen wird. Aber? Weit gefehlt. Das ist es nicht. Wer beschreibt mein Erstaunen als ich erstmals zur Kenntnis nahm, dass zwei andere Bücher sich wesentlich besser verkaufen, nämlich „Wachstum beginnt oben“ und „Wachstumsintelligenz“. Inzwischen habe ich auch eine Erklärung dafür und diese führt mich zum Kern dieses Wachstums-Wochenstarts: Beide Bücher enthalten leichter zu lesende Abschnitte. Man muss sich nicht durch ein 20-seitiges Kapitel hindurchfräsen. Kurze Kapitel, wenige Seiten, schnell getaktet, beiseite legbar nach dem Lesen, dies kommt besser an, als das noch tiefer gehende, Substanzielle, Grundlegende.

Was lernen wir daraus in Sachen Wachstum? Es kommt nicht nur auf den Inhalt an, die Darreichung und Anwendung entscheidet. Ich möchte damit nicht sagen, dass der Inhalt irrelevant ist, aber der größte Wettbewerber für ein Buch ist die verfügbare Zeit und das wird sich nicht ändern, insbesondere nicht im Fachbuch-Bereich.

Ich habe daraus gelernt, obwohl wir, wie Sie sich vorstellen können, (glücklicherweise) nicht von den Buchverkäufen leben müssen. Wo können Sie gute Inhalte, die sich noch nicht ideal verkaufen, in anderer Darreichungsform attraktiver machen?

Auf eine gute Woche!
Ihr

Guido Quelle

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© 2016, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.
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Mandat Wachstums-Wochenstart Nr. 230: Kekskultur

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Wer hat eigentlich diese fürchterlichen Industriekekse erfunden, die auf den Meetingtischen der Welt stehen? Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich kann die Dinger nicht mehr sehen, geschweige denn essen. Doch, halt: Wenn es auch nach Stunden nichts Vernünftiges zu beißen gibt, dann muss irgendwann der Glucosespiegel erhöht werden, aber sonst? Nein, Finger weg.

Diese Kekse sind für mich ein Symbol für (schlechte) Gewohnheit. In vielen Unternehmen werden diese pappigen, bröselnden, ersatzweise insbesondere bei höheren Raumtemperaturen auch glitschigen, weil mit einem Hauch Schokolade überzogenen, ungesunden Zucker-Pappe-Mischungen seit Gründung der Firma auf den Tisch gestellt. Manchmal hat es den Anschein, als wären einige der sogenannten Kekse noch aus der Gründerzeit und mit dem Unternehmen ergraut. Vielleicht liegt es auch nur am Staub auf der Packung.

In manchen Unternehmen wird differenziert. Es gibt Mitarbeiterkekse (besonders billig) und Kundenkekse (mittelbillig). Beide haben eines gemeinsam: Sie schmecken nicht. Wobei hier noch zwischen „schmecken nicht“ und „schmecken überhaupt nicht“ unterschieden werden kann. Sie erkennen den Unterschied im Laufe eines Meetings. Kategorie „schmeckt nicht“ wird zuerst geleert, dann erst kommt „schmeckt überhaupt nicht“ dran.

Die Steigerung der Kekskultur: Wenn es nicht einmal mehr dazu reicht, die sogenannten Kekse auf Tellern einigermaßen ansehnlich anzurichten, sondern wenn die Kekspackung direkt auf dem Tisch steht. Kennen Sie das, wenn die Einlegeform innen, bereits den Kostenoptimierern zum Opfer gefallen und hauchdünn, beim Versuch einen sogenannten Keks aus der Packung zu nehmen, nachgibt, man mit den Fingern – vergeblich, natürlich – nachfasst und diese Einlegeform dann irgendwann reißt? Inzwischen hat man die Finger voller Schoki, denn man wollte ja etwas aus der Kategorie „schmeckt nicht“ und nicht aus „schmeckt überhaupt nicht“ und man schaut sich verstohlen um, ob man beobachtet wurde. Niemand? Glück gehabt.

Die Kekskultur ist eine herrliche Metapher. Sie steht für Dinge, die mal chic waren, heute aber mega-out sind. Sie steht für das Ignorieren des Fortschritts, für das Stehenbleiben der Zeit, für Nicht-Wachstum.
Was bin ich froh, dass die Leser des Wachstums-Wochenstarts weiter vorne sind.

Auf eine gute Woche!
Ihr

Guido Quelle

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Mandat Wachstums-Wochenstart Nr. 229: Alles zu seiner Zeit

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Ich habe in meinem Auto einen „Spaßschalter“, mit dessen Hilfe ich aus verschiedenen Fahrprogrammen auswählen kann – bezeichnenderweise wies mich der Verkäufer seinerzeit bei der ersten Probefahrt mit einem solchen Auto an, die Finger erst einmal von dem Schalter zu lassen, was mich amüsierte, aber ich schweife ab. Soll es gemächlich durch die Stadt, über Land oder über die Autobahn gehen, ist „C“ die richtige Wahl. Dürfen die Zügel einmal etwas lockerer sein, ist es eben „S+“, nebst zusätzlich veränderbarer Fahrwerkseinstellung. Bei „C“ blubbert das Auto durch die Gegend, bei „S+“ ist ein bisschen mehr los, drinnen wie draußen.

Die Programme haben ihren Sinn. Es ergibt zum Beispiel überhaupt keinen Sinn, im Stadtverkehr „S+“ zu wählen, das Fahrwerk knallhart einzustellen und den Krawalligen zu geben.

„Ja, klar“, werden Sie sagen. „Klar?“ „Ja, klar.“

Gut. Ich frage mich nämlich, warum in manchen Unternehmen der Schalter permanent auf „S+“ steht, der Klappenauspuff permanent an ist und das Fahrwerk permanent „bretthart“ eingestellt ist. Auch im Unternehmen gibt es nämlich einen Fahrprogrammschalter, der genauso von „C“ bis „S+“ reicht wie im Auto. Führungskräfte, die immer den Harten geben, werden ebensowenig ernstgenommen, wie der PKW-Fahrer, der permanent in „S+“ den Krawalligen mimt. Unternehmen, die immer im Vollgas-Modus sind, werden erleben, dass dies nicht gesund ist, ebensowenig wie im PKW. Nur Unternehmen, die es verstehen, das „Fahrprogramm“ der Situation gemäß zu wählen, Unternehmenslenker, die sich verantwortungsvoll mit der Einstellung des Programmschalters auseinandersetzen, werden dauerhaft erfolgreich sein. Der Rest wird irgendwann ignoriert oder er überhitzt.

„C“ oder „S+“ – Alles zu seiner Zeit, auch im Unternehmen.

Auf eine gute Woche!
Ihr

Guido Quelle

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Mandat Wachstums-Wochenstart Nr. 228: Nur mal eben …

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Während meiner fast zweijährigen Arbeit auf einer Intensivstation eines Großklinikums hatten wir im Pflegeteam einen running joke: Immer dann, wenn ein Arzt, egal ob es sich um einen Stationsarzt, den Oberarzt oder den Chefarzt handelte, einen Satz mit „Können wir mal eben …“ begann, wurde daraus eine stundenlange Sache. Besonders lange wurde es, wenn es hieß „Können wir mal eben SCHNELL …“. Es standen dann entweder umfangreiche Behandlungen oder organisatorische Fragen an, die nicht „mal eben“ und schon gar nicht „SCHNELL“ stattfinden konnten.

Nicht selten ging damit signifikante Mehrarbeit einher. Pfleger oder Schwestern mussten länger bleiben, sollte die Aufgabe gelöst werden, nicht selten waren Früh- und Spätdienst parallel auf der Station. Alles eigentlich kein Problem, denn wenn es um Patienten ging, war es meist wirklich wichtig und wenn es um Organisatorisches ging, musste es auch irgendwann erledigt werden, denn es erledigte sich nicht von allein. Mehrarbeit wurde – trotz der großen Belastung, die mit kaufmännischen Berufen im Übrigen kaum vergleichbar ist – oft stillschweigend geleistet.

Aber auch hier kamen Grenzen auf, denn manchmal handelte es sich eben doch um verschiebbare Dinge, die nicht in jenem Moment erledigt werden mussten. Manchmal waren es auch Dinge, die vorher absehbar waren und hätten angekündigt werden können. Schließlich arbeiteten auf der Station nicht nur Singles, sondern auch Mütter und Väter, die ihre Kinder nach dem Frühdienst aus der Schule abholen wollten oder sonstige Verpflichtungen hatten. Irgendwann brachte die Stationsschwester, selbst Mutter zweier minderjähriger Kinder, das Thema zur Sprache und sie brachte es auf den Punkt: „Mehrarbeit ist für uns hier kein Problem, von Notfällen wollen wir erst gar nicht reden. Was viele von uns sich aber wünschen ist, dass Dinge, die absehbar sind, eher angekündigt werden, so dass wir planen können. Wir wünschen uns stellenweise mehr Berechenbarkeit, nämlich dort, wo sie möglich ist.“

Sie hatte Recht und ihre Worte verfehlten ihre Wirkung nicht. Fortan wurde seitens der Ärzte bei der Beanspruchung von Pflege-Ressourcen wesentlich umsichtiger geplant, was allen half.

Wie sehr achten Sie im Tagesgeschäft oder in der Führung darauf, berechenbar zu sein? Oder heißt es bei Ihnen auch „Können wir mal eben …“?

Auf eine gute Woche
Ihr

Guido Quelle

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Warteliste: Internationales Marken-Kolloquium im Kloster Seeon am 15. und 16. September 2016.

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