Mandat Wachstums-#Wochenstart Nr. 276: Etwas Neues tun

Ich schreibe dies an einem Freitagmorgen mit Blick auf die französische Steilküste und erinnere mich an gestern Abend, der mich zu diesem Wochenstart veranlasst hat. In unserem bevorzugten Restaurant hier am Ort tauchte an den letzten Abenden immer eine ältere französische Dame auf, die allein am Tisch saß, ihr Menü zu sich nahm und dann wieder ging, offenbar aber auch mit der Restaurantbesitzerin bekannt war. Wir wechselten anfangs ein paar Worte, auch weil wir unsere großen Hunde wie immer mit dabei hatten, die Dame verabschiedete sich höflich wenn sie ging.

Gestern Abend als die Dame nach uns ins Restaurant kam, fragten wir sie, ob sie an unserem Tisch Platz nehmen und mit uns essen möge. Sie bejahte und wir begannen, uns intensiv zu unterhalten. Was hatte sie nicht alles zu erzählen: In Deutschland habe sie jahrelang gearbeitet – auch wenn sie nicht mehr viel Deutsch sprach –, viel gereist sei sie, nach Israel, in die USA, nach Marokko, Finnland, in den Jemen und viele andere Länder. Wir unterhielten uns intensiv über Familie, Hunde, Katzen, Schulausbildung, nebenbei erwähnte sie, dass sie seit den 1950er Jahren eine Fluglizenz hatte und bis vor einigen Jahre gemäß flugärztlicher Beurteilung auch noch fliegen durfte. Nun habe sie ihre Lizenz abgegeben, weil sie es nicht mehr schaffe, die Pflichtstunden zu absolvieren. Natürlich sei sie auch auf Facebook, um mit ihrer Familie weltweit in Kontakt zu sein. Sie packte ihr Smartphone aus und zeigte uns Fotos und zeigte sich interessiert daran, was wir beruflich tun.

Wer uns kennt weiß, dass es nicht zu unseren üblichen Gepflogenheiten gehört, „einfach so“ fremde Restaurantbesucher zu fragen, ob sie mit uns speisen wollen. Und? Was für eine nette Begegnung! Manchmal muss eben man Neues tun, um den Horizont zu erweitern. Das Bauchgefühl spielte dabei eine ganz wesentliche Rolle, wir wussten, dass es eine gute Idee wäre. Neues hat auch die Dame getan, sich mit zwei Deutschen und zwei großen Hunden an den Tisch zu setzen. Facebook und Smartphone sind auch nicht das übliche Handwerkszeug für ältere Damen. Achja, erwähnte ich das Alter? Die Restaurantbesitzerin hat es uns gestern gesagt. Die Dame ist Jahrgang 1931, also 86 Jahre alt. Wir sind fast vom Stuhl gefallen. Sie wirkt zehn Jahre jünger. Es stimmt aber, sie hat es uns bestätigt.

Wir haben uns jedenfalls für heute Abend wieder verabredet und freuen uns schon auf die Fortsetzung der Gespräche.

Was das alles mit profitablem, gesunden Wachstum zu tun hat? Das stetig Gleiche, das immerwährende Wiederholen, führt nicht zu intelligentem Wachstum. Neues, Ungewisses zu tun, etwas dessen Ausgang man nicht kennt dessen Risiko aber überschaubar ist, ist Grundbedingung für Wachstum. Das gilt persönlich wie unternehmerisch.

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer
Guido Quelle

© 2017, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.
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