Mandat Wachstums-#Wochenstart Nr. 341: Vorsicht mit Vergleichen

Man kann mit Vergleichen im Wirtschaftsleben zwei Dinge tun: Entweder etwas sachlich darstellen oder etwas reißerisch darstellen. Letzteres wird immer häufiger auffällig, wenn es darum geht, (US-) Unternehmen, deren Geschäftsmodell in der digitalen Welt stattfindet mit sogenannten „traditionellen“ Unternehmen zu vergleichen. Solch einen Vergleich gab es vor kurzem auch wieder in einem sozialen Netzwerk zu bestaunen: Eine Gegenüberstellung der Anzahl der Mitarbeiter von Unternehmen zur Profitabilität der Mitarbeiter. Verglichen wurden US-Tech-Unternehmen (google, Facebook, Apple) mit DAX-Unternehmen (Bayer, Daimler, Deutsche Bank).

Das Ergebnis: Die US-Techs erzielen mit vergleichsweise weniger Mitarbeitern einen enorm höheren Gewinn pro Mitarbeiter. Der deutlichste Hebel/Unterschied: Apple erzielt mit 123.000 Mitarbeitern einen Gewinn von 356.000 Euro – pro Mitarbeiter –, während die Deutsche Bank mit 97.000 Mitarbeitern einen Verlust von 7.700 Euro pro Mitarbeiter, oder, nehmen wir ein Gewinnbeispiel, Daimler mit 289.000 Mitarbeitern einen Gewinn von 36.000 Euro pro Mitarbeiter erzielen.

Wow!

Wirklich „Wow!“? Nein, denn der Vergleich ist so eindrucksvoll wie unsinnig. Wie würden unsere amerikanischen Kollegen sagen? „IBI“: „Interesting, but irrelevant“. Hier werden Äpfel mit Birnen verglichen; interessant ist der Vergleich innerhalb von Branchen, nicht der Vergleich zwischen Branchen, weil man aus ihm keine Schlüsse ziehen kann. Es ist hinlänglich bekannt, dass Dienstleistungen und digitale Geschäftsmodelle, die nicht 1:1 von Menschen abhängig sind, dass skalierbare Geschäftsmodelle potenziell wesentlich profitabler sind, als Produktion, Transport, personalintensive Modelle. Das ist ein alter Hut. Man mag darüber staunen, aber eine geschäftsrelevante Aussage für profitables Wachstum lässt sich daraus nicht treffen. Dann noch ein zum Vergleichszeitpunkt verlustproduzierendes Unternehmen (Deutsche Bank) danebenzustellen, ist unseriös. Facebook hat auch lange Verlust generiert. Apple war fast bankrott.

Was aber passiert täglich in unseren Unternehmen? Richtig, es werden ebenfalls Äpfel mit Birnen verglichen. Wettbewerber, die eine ganz unterschiedliche Struktur haben, Mitarbeiter, die unterschiedliche Aufgaben und Verantwortungen haben, Kunden, die unterschiedliche Schwerpunkte haben. Häufig haben diejenigen, die einen solchen Vergleich anführen, eine Agenda. Achten Sie bei Gelegenheit einmal in Arbeitstreffen auf solche Vergleiche, denn oft wird darauf angesprungen und die Diskussion läuft in die falsche Richtung. „IBI“ ist dann die richtige Antwort.

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer
Guido Quelle

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© 2018, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.
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