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Mandat Wachstums-Wochenstart® Nr. 611: Zu schwer

Lassen Sie uns zu Beginn des neuen Jahres mit Gewichten beschäftigen. Nein, nicht mit persönlichen Gewichten, auch wenn das nach den eher bewegungsarmen und nahrungsreichen Tagen auch ein Thema sein könnte. Wir beschäftigen uns mit Ausstattungsgewichten in Flugzeugen.

Die Lufthansa hat viele Themen zu bewältigen und eines davon ist, dass sie nachziehen muss in Bezug auf die Qualität, Modernität, Bequemlichkeit der Top-Klassen, namentlich der First-class und der Business-Class, hier insbesondere in den Fluggeräten der 747-Reihe, dem sogenannten „Jumbo“ von Boeing. Zahlreiche Fluggesellschaften ermöglichen nicht nur sehr komfortables Reisen in der First-class – das macht Lufthansa auch, und zwar auf internationalem Niveau –, sondern sie ermöglichen eine deutlich erhöhte Privatsphäre durch spezielle Abtrennungen, sodass eine eigene kleine Kabine entsteht, deren Tür man schließen kann.

Wir wollen uns nicht darüber unterhalten, ob dies sinnvoll, zeitgemäß, notwendig ist. Es ist jedenfalls komfortabel und aus Sicht der Lufthansa besteht Nachholbedarf. Auch die Business-Class soll überarbeitet werden. Das Projekt beschäftigt die Lufthansa schon seit Jahren, sie hat das neue Einrichtungskonzept „Allegris“ im Frühjahr 2023 vorgestellt.

Und nun?

Nun lesen wir in einem Beitrag von Timo Kotowski in der Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 4. Dezember 2023 die Überschrift „Neue First-Class-Einrichtung ist zu schwer für Lufthansa“. „First“ sitzt stets ganz vorn und das Gewicht der neuen Ausstattung macht den Flieger buglastig. Wie kann Abhilfe geschehen? Durch ein Gegengewicht von 700 Kilogramm im Heck – das ist nicht kompatibel mit den CO2-Zielen der Lufthansa –, durch eine geringere Zuladung von Fracht – das ist nicht kompatibel mit den Renditezielen der Lufthansa – oder durch Abspecken der Einrichtung. Wir dürfen gespannt sein.

Und die Business-Class? Die ist auch zu schwer. Daher kann die neue Einrichtung nicht im Oberdeck der 747-Flotte eingebaut werden. Das stelle ich mir auch prima vor: Du hast ein Business-Ticket in die USA, nach Afrika oder nach Asien gebucht, einen Platz im Oberdeck, steigst unten ein, gehst durch die schöne neue Einrichtung und landest dann oben in der alten Ausstattung. Ich höre schon „Sie hätten ja unten buchen können.“

Möchten Sie da Flugbegleiter sein?

Dass Lufthansa im Skytrax-Ranking den prestigeträchtigen fünften Stern wieder verloren hat, sei nur am Rande bemerkt.

Was lehrt uns das? Allerlei. Vor allem: Es gibt keinen Grund zur Häme, denn Ähnliches haben wir vermutlich in unseren Unternehmen alle schon erlebt. Die Größenordnung mag anders sein, die Auswirkungen andere, aber dass Projekte, bei denen immer vorgegaukelt wurde, alles sei bestens, alles andere als „bestens“ wurden, das kennen wir alle.

Und genau das ist einer der Gründe, dessenthalben unsere Klienten es so schätzen, mit uns Verbindlichkeit in Projekte zu bringen, in neue wie in laufende, vielleicht steckengebliebene Projekte. Strategien und Konzepte scheitern nie auf dem Papier. Wenn, dann scheitern sie in der Umsetzung – und das ist in großen Teilen vermeidbar. Prävention statt Reparatur.

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer

Guido Quelle

Die persönliche Sicht: Einfach mal die Klappe halten

Ich sitze in der Business Class auf einem Lufthansa Flug nach Zürich, als sich folgender kurzer Dialog zwischen einer einsteigenden Dame und einem einsteigenden – offenbar dazugehörenden – Herrn abspielt:

  • Sie: „Was ist denn der Unterschied zwischen Business und Economy Class?“
  • Er: „Der mittlere Sitz ist frei, das ist alles.“

Falsch.

  • Man darf an speziellen Schaltern einchecken, mit in der Regel kürzeren Wartezeiten. Das macht es schneller
  • Es gibt eine Fast Lane zur Sicherheitskontrolle oder es gibt eine spezielle Sicherheitskontrolle. Das macht es ebenfalls schneller.
  • Man darf eher einsteigen. Das macht es bequemer.
  • Man kann – auch ohne Frequent Flyer, Senator oder HON Circle Member zu sein -, in die Lounge. Das macht es wiederum bequemer.
  • Der Sitzabstand ist größer. Bequemer.
  • Es gibt an Bord etwas zu essen, was insbesondere bei sehr frühen Flügen das Frühstück ersetzen kann.
  • Das Gepäck wird mit „Priority“ versehen und ist vor den anderen Gepäckstücken am Band. Schneller.
  • Achja, und der Mittelsitz ist in der Tat frei, was es ermöglicht, zu arbeiten, ohne dass der Nachbar einem über die Schulter linst.

Dass ich hier keine Werbung für Business oder First Class Flüge machen möchte, wird wohl auf der Hand liegen. Übrigens kann ein First Class Flug in die USA einige Stunden Wartezeit bei der Immigration ersparen, denn First Class Passagiere werden zuerst aus dem Flugzeug gelassen. In New York JFK kann das dazu führen, dass ein First Class Passagier schon in Manhattan einen Kaffee trinkt, während ein Economy Class Passagier derselben Maschine noch in der Immigration Schlange steht.

Aber: mir geht es nicht darum, welche Klasse besser ist. Das entscheidet jeder für sich. Mir geht es darum, dass man gelegentlich lieber einfach die Klappe hält, wenn man keine Ahnung hat.

(c) 2013, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH