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Streikendes Flugpersonal: Das Maß ist übervoll. Austrian Airlines handelt verantwortungslos.

Nicht nur in Deutschland kann offenbar jeder lustig streiken, wie er will, ohne Rücksicht auf Angemessenheit, auf den Schaden, auf irgendetwas oder irgendwen, Hauptsache es entsteht ein eigener Nutzen. In Österreich ist das nicht anders. Nachdem etwa 100 Passagiere am Gate eine halbe Stunde nach eigentlicher Zeit immer noch auf das Boarding ihres Flugs von Wien nach München warten, folgt die Durchsage: OS 113 ist wegen einer Gewerkschaftsversammlung gestrichen. Man möge sich an Gate F2 um Ersatz kümmern.

Ich natürlich mittendrin. Ein Witz? Mitnichten.

Nur der Senator-Status und das Business Class Ticket haben dafür gesorgt, dass ich überhaupt zeitnah umbuchen konnte. Auf Austrian Airlines habe ich dankend verzichtet, das möchte ich heute nicht nochmal erleben. Jetzt also Lufthansa, das ist zwar der gleiche Verein, aber die streiken heute mal nicht. Es geht demnach zwei Stunden später nach München, als geplant.

Das wäre nicht so schlimm, könnte man meinen …? Wie man es nimmt: Am Flughafen München wartet ein Klient auf mich, ein Fahrer ist bestellt, um uns abzuholen und heute Abend geht es im Kloster Seeon mit dem inoffiziellen Auftakt des 11. Internationalen Marken-Kolloquiums los, dessen Gastgeber ich bin.

Also: Fahrer umgebucht, Klient wartet geduldig, Team ist informiert und ich komme zwei Stunden später als meine Gäste ins Kloster Seeon.
Wer heutzutage, auf diesem Wohlstandspolster, das wir haben, in den Berufen, um die es hier geht, streikt, handelt verantwortungslos. Wohin soll das führen?

Wobei – eigentlich ist das ein super Argument, Business Class Tickets zu verkaufen: „Wenn wir streiken (was wir oft genug tun), können Sie mit höherer Priorität umbuchen.“ Ha!

© 2014, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.

Die persönliche Sicht: „Big Hat, No Cattle“

„Große Klappe, nichts dahinter“, so könnte man „Big Hat, No Cattle“ übersetzen. Ich würde mich freuen, wenn Politiker, Unternehmenslenker, Gewerkschafter und weitere medienprominent Wirkende den „Ball ein wenig flacher halten“ könnten, wie man bei uns im Ruhrgebiet sagt. Vollmundige Versprechen ohne jede Substanz, schlimmer noch, ohne jede Wahrscheinlichkeit des Einhaltens dieser Versprechen, sind ebenso wenig hilfreich wie substanzlose Kakophonie zwecks Erhöhung der medialen Sichtbarkeit.

Wie wäre es mit einer gewissen Selbstzurückhaltung? Wie wäre eine Argumentation auf Sachebene, mit substanziellen Inhalten, verständlich verpackt und nach dem Motto „Versprechen, Versprechen, darf man nicht brechen“? Natürlich kommt dann das Argument, dass man vor den Medien immer nur wenig Zeit habe, einen Punkt zu machen – was im Übrigen bei Politikern dazu führt, dass sie in der Tat Bandwurmsätze sprechen und den Punkt erst nach zwei Minuten setzen. Aber ich glaube es nicht. Es ist einfach in der jüngeren Vergangenheit nicht probiert worden. Ich glaube, dass die Bevölkerung nicht so dumm ist, dass ihr „Big Hat, No Cattle“ entgeht. Oder sagen wir: Ich hoffe es.

(c) 2013, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH

Die persönliche Sicht: „Beschäftigte“

Vor kurzem war ein hohes Betriebsratsmitglied eines großen deutschen Unternehmens im Radio zu hören, der davon sprach, dass die „Beschäftigten“ etwas Bestimmtes nicht länger mitmachen würden, dass die „Beschäftigten“ nun schon lange genug auf Gehaltserhöhungen gewartet hätten und dass die „Beschäftigten“ überhaupt viel zu häufig die Fehlentscheidungen des Managements ausbaden müssten.

Irgendetwas störte mich – nicht so sehr an dem Inhalt, sondern an der Form. Nach der dritten Verwendung kam ich darauf: Es war das Wort „Beschäftigte“ und es wurde mir klar, dass dieses Wort bewusst verwendet wurde und zwar vermutlich aus ideologischer Absicht. Beschäftigte werden nämlich beschäftigt. Das ist eine passive Rolle. Beschäftigte beschäftigen sich mit irgendetwas. Das ist resultatsneutral. Ist diese Passivität vielleicht gewollt, damit man die „Beschäftigten“ bekümmern oder (zwangs-)beglücken kann seitens des Betriebsrats oder der Gewerkschaft? Wird hier durch ein Wort eine Entselbstständigung wissentlich unterstellt?

Auf die politische Korrektheit kann dieses Wort „Beschäftigte“ jedenfalls nicht reduziert werden. Allerorten ist von „Bürgerinnen und Bürgern“, „Frauen und Männern“, „Kolleginnen und Kollegen“ die Rede. Dann geht also auch „Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“ an Stelle von „Beschäftigten“. Nein, ich glaube, dieses Wort ist sehr wohl gewählt. Schließlich könnte es gefährlich für die Mitarbeitervertretung werden (heißt sie denn dann auch „Beschäftigtenvertretung“?), wenn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu viel selbst denken.

Wir haben bei Mandat jedenfalls motivierte, aktive und konstruktiv-kritische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit einer eigenen Meinung und eigenen Ideen und ich bin stolz darauf und heilfroh darüber, keine „Beschäftigten“ beschäftigen zu müssen.

(c) 2013, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH

Die persönliche Sicht – UFO und LH-Management zerstören Markenwert

Ich schreibe diesen Beitrag am Freitag, den 7. September, an dem die Gewerkschaft UFO die Lufthansa in Deutschland ganztägig bestreikt. 100.000 (ein-hundert-tausend!) Passagiere werden davon betroffen sein, einige der Teilnehmer des 9. Internationalen Marken-Kolloquiums sind ebenfalls davon betroffen. Ich finde das unerhört, inakzeptabel, überzogen, unverschämt, arrogant, kundenfeindlich, kurzsichtig, geschäftsschädigend, rechtswidrig und dumm.

Abgesehen davon habe ich keine ausgeprägte Meinung dazu.

Gehen wir einmal in die Auswirkungen für das Unternehmen, ganz unabhängig davon, ob dieser Streik nun bereits ein Ende hat, oder nicht, hier geht es um Analyse:

  • Die UFO spricht darüber (z. B. in Online-Medien), dass die Streikenden „guter Stimmung“ seien. Sie spricht davon, dass „die Lufthansa kapituliert“ habe, weil sie mehr als die Hälfte der Flüge streichen musste.
  • Die Lufthansa-Führung spricht (im Heute Journal) davon, dass man ja bereit sei, an den Verhandlungstisch im Rahmen einer Schlichtung zu gehen, aber …

Man spricht übereinander, dissoziiert sich voneinander und niemand spricht miteinander.

Ich bin bekennender Verfechter unternehmerischen Handelns und habe für viele Forderungen und Aktionen der Gewerkschaften in einem Land wie Deutschland, wo sich wirklich wenige beklagen können, ein nur sehr eingeschränktes Verständnis, aber hier geht es nicht ausschließlich um einen einzelnen Verantwortlichen. Für die Streikwelle Anfang September sind beide Seiten verantwortlich. Wie kann man es so weit kommen lassen, dass man nicht mehr miteinander spricht und den Konflikt auf dem Rücken der Kunden austrägt?

Nein, meine Damen und Herren in der Führung der Lufthansa, so funktioniert das nicht. Sie können uns nicht weismachen, dass es Ihnen furchtbar Leid täte, dass wir nun nicht mit LH fliegen können, dass wir einige Unannehmlichkeiten hätten, dass Sie nun für uns tun würden, was Sie könnten. Das hätten Sie vorher tun müssen. Sie hätten vorher, gemeinsam mit der Mitarbeitervertretung eine Lösung finden müssen.

Und, nein, liebe UFOs, auch Sie können nicht so tun, als gäbe es „die Lufthansa“ und „die Mitarbeiter“. Sie haben in unverantwortlicher Weise den Bogen überspannt. Meinen Sie, dass die streikbedingten Ergebnisausfälle, die die Lufthansa jetzt verzeichnet, sich positiv auf die Beschäftigten auswirken wird? Augenwischerei.

Hier sind Ego-Themen im Spiel. Dies ist (oder war) ein Machtkampf, in dem niemand meint(e), noch gesichtswahrend auf den anderen Partner zugehen zu können. Es zeigt sich – gelinde gesagt – unterdurchschnittliche Führungskompetenz, null Konfliktkompetenz und ein sehr schlechtes Beispiel. Genauer: Es ist ein gutes Beispiel im negativen Sinne, denn die Lufthansa und die UFO haben damit der Marke Lufthansa nicht nur kurzfristig, sondern auch langfristig geschadet. Wieder einmal wird die Marke von innen zerstört. Denn dass die Marke „Lufthansa“ jetzt einen Schaden genommen hat, daran sollte wohl kein Zweifel mehr bestehen.

Wenn Gesprächspartner nicht mehr miteinander, sondern nur noch übereinander sprechen, wenn Konflikte nicht diskutiert, sondern buchstäblich ausgefochten werden, haben meist beide Parteien einen Fehler gemacht. Wir wollen keine Kriege mehr zwischen Staaten? Dann beginnen wir doch zunächst damit, die Kampfaktionen in Unternehmen zu beenden. Das wäre ein guter Start.

Ihr Guido Quelle

(c) 2012, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH

Die persönliche Sicht: Streik ist ein Zeichen von Unreife

Bei der Lufthansa wird gestreikt. Diesmal ist es der Konflikt mit dem Kabinenpersonal, der uns Fliegenden das Leben hinreichend erschwert. Ich finde das inakzeptabel.

Wohlgemerkt, man lese den obigen Satz: Es ist nicht DAS Kabinenpersonal, sondern es ist der KONFLIKT mit dem Kabinenpersonal – und genauer: Der Konflikt zwischen denen, die meinen die richtigen Interessen des Kabinenpersonals zu vertreten und denjenigen, die meinen, die richtigen Interessen des Unternehmens zu vertreten.

All das ändert nichts am Ergebnis: Wir Fluggäste, die ohnehin mit immer schlechterem Service versehen werden, sind die Betroffenen.

Ich finde, Streiks sind ein Zeichen von Unreife. Sie sind mitnichten ein adäquates Mittel, um Interessen durchzusetzen oder Macht – von welcher Seite auch immer – auszuspielen. Streiks als Folge einer gescheiterten Verhandlung sind ein Beleg für eine miserabel geführte Verhandlung, unabhängig davon, ob die Null-Leistung der Verhandlung in amateurhafter Verhandlungsführung, zu hohen Forderungen oder zu niedrigen Angeboten liegt.

Aufgabe der Arbeitnehmervertreter und der Arbeitgeber ist es, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das „stimmt“. Dazu gehören für beide Seiten akzeptable Arbeitsbedingungen ebenso wie akzeptable Vergütungen. Wenn nicht einmal darüber adäquat verhandelt werden kann, ist es um das Unternehmen, um das es geht, kulturell miserabel bestellt. Steht vielleicht das Ego einiger der Beteiligten einer Lösung im Weg?

In einer Beziehung kann man auch nicht einfach „streiken“. Man ist um eine Lösung bemüht – und zwar jeder der Beteiligten. Sich zusammenraufen, in Ordnung. Sich trennen, auch in Ordnung. Aber „streiken“ und das auf Kosten der (Noch-)Kunden, die dafür sorgen, dass jeder – JEDER! – der Konfliktbeteiligten seine Bezüge regelhaft überwiesen bekommt? Das geht nicht in Ordnung.

Ich bleibe dabei: Wenn ein Streik ausgerufen wird, ist dies ein Zeichen von mangelnder Reife, von mangelnder Lösungsbereitschaft, von überspanntem Ego, von absoluter Unvernunft oder von einer Kombination aus alldem. Und man komme mir jetzt bitte nicht damit, dass das Streikrecht gesetzlich verbrieft sei, denn um Recht oder Unrecht im gesetzlichen Sinne geht es hier gar nicht. Es geht um Führungsreife.

Ihr Guido Quelle

(c) 2012, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH