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Profitables Wachstum durch Beschimpfung? Beispiel Ryanair.

Ryanair ist eine der, wenn nicht sogar die profitabelste Airline. Ist man nun geneigt zu analysieren, warum dies so ist, möchte ich hier einmal betonen, dass dies nicht wegen der Gründe für etwas bemerkenswert ist, sondern dass dies bemerkenswert ist, dass dieses Wachstum trotz etwas eintrat. Ryanair ist profitabel gewachsen, obwohl die Airline – und ganz vorne ihr CEO Michael O’Leary – ihre Kunden beschimpft.

Richtig, Kunden haben nicht immer Recht. Aber die Art und Weise, wie die Airline es ihren Kunden wirklich nicht leicht macht, ist schon bemerkenswert. „Helft uns, Euch zu mögen“, so mögen manche Kunden um Argumente ringen, derenthalben sie – abseits vom Preis – mit Ryanair fliegen sollten. Und hier liegt in der Tat der Engpass. Die Marke ist ausschließlich auf Preis aufgebaut, es ist eine Einsäulenstrategie und genau diese droht gerade einzubrechen. Das hat auch Ryanair erkannt und wirbt bei den Kunden und den noch-nicht-Kunden um Sympathie.

Ich glaube, dazu ist es zu spät. Laut F.A.Z. vom 21.09.2013 wählten die Leser des britischen Verbrauchermagazins „Which?“ Ryanair kürzlich zur unbeliebtesten von 100 großen Konsummarken. Kunden wollen „ihre“ Marken aber mögen. Wenn Kunden eine Marke nur auf Grund des Preises kaufen, besteht keine Markentreue und eine hohe Fluktuation ist vorprogrammiert. Null Smpathie = Null Bindung.

Schauen wir einmal, wie lange die Charme-Offensive von Ryanair hält und wie sie sich auswirkt. Ich finde, das ist alles von vorne bis hinten Lug und Trug, denn der CEO mit seiner in meiner Wahrnehmung offenkundig egozentrischen, nur auf Krawall ausgerichteten Haltung ist immer noch derselbe. Ryanair bläst der Wind ins Gesicht. Derzeitige Stärke: mindestens neun Beaufort. Wenn sie es nur ‘mal merken würden …

(c) 2013, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH

Die persönliche Sicht: Das Ego im Weg

So wichtig ein gesundes Ego auch ist, steht ein übersteigertes Ego doch vielen positiven Entwicklungen im Wege. In der Politik lässt sich dies ganz offensichtlich erkennen, wenn ein Parteivorsitzender oder ein anderer Spitzenpolitiker beispielsweise seine vermeintliche eigene Strahlkraft in der Öffentlichkeit als Maßstab für den Erfolg nimmt. Glücklicherweise hilft hier der Wähler als Souverän hinreichend bei der Neuorientierung – wenn der Wähler sich interessiert und es mitbekommt.

Aber nicht nur in der Politik ist das Phänomen „übersteigertes Ego“ zu beobachten. Das Phänomen tritt häufiger auf, als man meint – mitunter auch verdeckt. Gar nicht verdeckt war es meiner Auffassung zufolge bei Jürgen Schrempp, dem ehemaligen CEO der DaimlerChrysler AG. Etwas verdeckter – wiederum meiner persönlichen Meinung zufolge – bei Michael O’Leary, dem CEO von Ryanair, der tatsächlich denkt, er würde seine Kunden mit üblen Beschimpfungen beeindrucken oder gar zu seiner Airline locken.

Schauen Sie einmal in die Welt: Wo fällt Ihnen übersteigertes Ego auf? Sie werden Muster erkennen. Ein Muster ist, dass diese Menschen sich oft nur mit Ja-Sagern umgeben und alle Andersdenkenden kaltgestellt und weggebissen haben. Immer dann, wenn Sie dieses Muster erkennen, ist Gefahr im Verzug. Aus einem Unternehmen, in dem eine solche Kultur herrscht, verschwindet man als Mitarbeiter möglichst rasch.

Wer stets im Rampenlicht steht, kann selbst nicht leuchten, lautet eine Weisheit. Es ist nichts dagegen einzuwenden, dass ein „Chef“ oder eine „Chefin“ vorne steht, wenn es um repräsentative Funktionen, um Meinungsbildung, Pressekontakte oder die Verkündung interner Entwicklungen geht. Es sollte nur genug Gelegenheiten für Mitarbeiter geben, sich auch zu profilieren und vor allem auch Bedenken zum Ausdruck bringen zu können.

(c) 2013, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH