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Mandat Wachstums-Wochenstart® Nr. 596: Keine Zeit

Die Lage auf der A45 aus Frankfurt nach Norden oder von Dortmund nach Süden ist misslich: Die große Autobahnbrücke bei Lüdenscheid ist seit diesem Frühjahr verschwunden, gesprengt. Auf dem Rückweg von einem geschäftlichen Termin in Rheinland-Pfalz führte das Navigationssystem mich dennoch überraschend über die A45 nach Hause, denn alle anderen Möglichkeiten hätten neunzig Minuten länger gedauert. Ok, Augen zu und durch, einfach rollen lassen.

Auch auf der Landstraße bei Lüdenscheid war am Freitagnachmittag ordentlich Betrieb und so fuhr ich einen Bogen über Werdohl, Iserlohn, Schwerte nach Hause. Das Wetter war prima, Dachfenster auf, Musik an, Landstraßencruising. Ich fuhr an Dutzenden mittelständischen Betrieben vorbei, wie so üblich im Sieger- und Sauerland. Vor allem metallverarbeitende Betriebe, aber auch Logistikunternehmen, Automobilzulieferer, Händler waren es, die mir ins Auge fielen. Ich dachte daran, dass hinter den Türen und Wänden der Unternehmen viele Mitarbeiter, viele Unternehmenslenker gerade damit beschäftigt waren, die Wirtschaft weiter voranzubringen, für ihr Unternehmen zu sorgen, für die Familien, die auf den Erfolg des Unternehmens angewiesen sind, dass alle dafür sorgten, Kunden glücklich zu machen.

Die Unternehmenslenker im Mittelstand sind meist, je nach Größe des Unternehmens noch wesentlich in den direkten Wertschöpfungsprozess eingebunden. In einigen Unternehmen ist das erforderlich, in anderen weniger, aber viele Lenker wollen das so. Ein damit verbundener Engpass ist der Zeitengpass. Ein Satz, den wir immer häufiger hören ist: „Ich habe keine Zeit“, alternativ auch „Wir haben keine Zeit“.

Doch, Sie haben. 24 Stunden, jeden Tag. Wer sagt „Ich habe keine Zeit“ meint in Wirklichkeit „Ich möchte (oder werde) mir keine Zeit für dieses Thema nehmen.“ Zeit ist eine Frage von Prioritäten und sich keine Zeit für bestimmte Dinge zu nehmen, kann sich rächen.

Der Satz „Ich habe keine Zeit für Strategie“ ist selten zu vernehmen, aber der Kalender, Ihr Kalender, ist unbestechlich: Wie viel Zeit wird bei Ihnen und in Ihrem Unternehmen für strategische Überlegungen, strategische Weiterentwicklung, strategische Positionierung, künftige Produkte, Kunden der Zukunft, insgesamt für aktive Zukunftsgestaltung wirklich investiert? Wie viel Zeit geht in operative Themen? Nein, nein, die sind nicht unwichtig, aber ohne Strategie wird man zum Spielball, Sie und ich wissen das ganz genau.

Wir stellen immer wieder fest, dass es in den Unternehmen, die wir sehen, meist allerlei strategische Elemente gibt, aber wer führt sie zusammen, hält sie aktuell, erarbeitet die Konsequenzen daraus mit den Mitarbeitern? Wer sorgt für den Strategieprozess? Wer sorgt für eine gesunde Zukunft?

Und so fuhr ich durch das Sauerland und dachte bei jedem Betrieb, an dem ich vorbeifuhr: „Hoffentlich nehmen sie sich dort drinnen auch Zeit. Zeit für die Weiterentwicklung. Zeit für Strategie. Zeit für die Zukunft.“

Heute werde ich einmal im Wochenstart werblich, weil es wirklich ums Ganze geht, gerade jetzt, jawohl, gerade in dieser Zeit: Wenn Sie meinen, dass es wieder einmal an der Zeit wäre, an die Strategie zu gehen, an Ihre Strategie, die Unternehmensstrategie, die Unternehmerstrategie; wenn Sie meinen, es sei wieder einmal an der Reihe, die Zukunft strukturiert zu beleuchten, dann sprechen Sie mich an und wir nehmen uns Zeit.

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer

Guido Quelle

Mandat Wachstums-Wochenstart® Nr. 490: Die Zukunft gestalten

Mandat Wachstums-Wochenstart® Nr. 490: Die Zukunft gestalten

Der erste Titel, den ich diesem Wochenstart geben wollte, war „Der Zukunft zuwenden“, was mir aber zu sehr nach „Auferstanden aus Ruinen“ klang, das war mir dann doch zu gruselig. Aber: Die Zukunft gestalten, das passt. Es passt auch zeitlich. Nein, nicht, weil es immer „Zukunft“ gibt, sondern weil es jetzt in diese Zeit passt.

Ich stelle fest, dass sich zahlreiche Unternehmen angesichts der vielen Themen, die sich im Umbruch befinden und deren Anzahl und Auswirkungen sich ins Unbeherrschbare zu entwickeln scheinen, der mangelnden Sicherheit, die aktuell spürbar zu sein scheint, nicht mehr um die Zukunft kümmern. Es wird enormes, reaktives Gegenwartsmanagement betrieben. Was ist heute eigentlich noch „safe“?

Nichts.

Die gute Nachricht: Es war nie etwas „safe“. Trotzdem haben viele Unternehmen erfolgreich gewirtschaftet. Schauen wir aber auf die lange Sicht, haben diejenigen Unternehmen die sich vor allem durch reaktives Gegenwartsmanagement auszeichnen, in erheblich geringerem Umfang langfristig Erfolg als diejenigen Unternehmen, die eine Zukunftskompetenz entwickeln und selbst diejenigen Unternehmen, die sich durch extrem treffsicheres Gegenwartsmanagement durch Reaktion auszeichnen, haben intern eine viel höhere Reibung.

Die von uns beratenen Klientenunternehmen sind mindestens zu einem enorm überwiegenden Teil (ich habe mich nicht um alle Zahlen bemüht), besser aus der Corona-Krise gekommen, als der relevante Wettbewerb. Nein, nicht alle haben wirtschaftliches Wachstum generieren können. Diejenigen, die von dem „Zuhausesein-Effekt“ profitierten sehr wohl, diejenigen, die von den verschiedenen Lockdowns direkt oder indirekt betroffen waren, konnten ihre wirtschaftliche Position nicht oder nur selten ausbauen.

Aber: Die weitaus meisten unserer Klienten, die profitiert haben, haben gegenüber dem Wettbewerb ein stärkeres Wachstum zu verzeichnen und diejenigen, die von den Auswirkungen der Pandemie getroffen wurden, haben einen geringeren Verlust zu verzeichnen als die meisten relevanten Wettbewerber – immer soweit wir es wissen.

Warum ist das so? Weil sich unsere Klienten gemeinsam mit uns mit der Zukunft beschäftigen – und dies schon vor der Krise getan haben. Es geht nämlich nicht nur darum, die Gegenwart gut zu beherrschen, das ist nur eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung. Es geht auch nicht nur darum, die Zukunft vermeintlich zu verstehen – eine weitere notwendige Bedingung.

Nein, es geht darum, Annahmen über die Zukunft zu treffen, sie im Unternehmen abzuklopfen, mit den Mitarbeitern zu teilen und daraus strategische Schlüsse, Absichten, Handlungen abzuleiten. In der Reihenfolge: Annahmen, Schlüsse, Absichten, Handlungen. Es geht darum, die Zukunft zu gestalten, nicht von ihr überrollt zu werden. Dazu aber genügt Gegenwartsmanagement eben nicht.

Können wir uns auf dem Weg in die Zukunft irren? Ja, selbstverständlich, aber dann können wir doch justieren. Es ist allemal besser, so zu verfahren, als die Zukunft als Gegner zu sehen. Wenn meine Kollegen und ich mit Klientenunternehmen eine Strategie entwickeln oder die bestehende Strategie justieren, dann ist das stets Zukunftsarbeit. Ist die Strategie „fertig“ (Strategien sind niemals „fertig“), antizipiert sie die Zukunft und die Handlungen, die aus der Strategie abgeleitet werden, haben zueinander eine Verbindung. Es gibt weniger Überraschungen und das Gegenwartsmanagement wird noch besser, denn es leitet sich nicht mehr aus individueller Kompetenz, sondern aus der Strategie ganz natürlich ab.

Wo stehen Sie? Erklären sich Ihre Handlungen eher aus der Gegenwartsintelligenz oder finden Ihre gegenwärtigen Handlungen strategischen Anschluss? Wann haben Sie Ihre Strategie zuletzt zukunftsfest(er) gemacht? Wachstum ist kein Zufall.

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer

Guido Quelle


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© 2021, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.
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Mandat Wachstums-Wochenstart Nr. 416: Das Gestaltbare

Mandat Wachstums-Wochenstart Nr. 416: Das Gestaltbare

Ostermontag. In diesem Fall ein besonderer Ostermontag, vermutlich ohne Besuch, wir sind immer noch in der Zeit der Corona bedingten Kontaktdistanz. Manch einer wird inzwischen nachdenklich sein: Wann und wie wird es weitergehen? Ich schreibe dies einige Tage vor Ostern mit Blick über einen Teil von Dortmund, bei strahlend blauem Himmel, die Birken bekommen jetzt rasant ihr Blattwerk.

Im „Mittelstands-Mittwoch“, meiner neuen Live-Sendung auf Zoom und auf meinem YouTube-Kanal, jeden Mittwoch von 13 Uhr bis 13:15 Uhr, habe ich abschließend einen Tipp der Woche gegeben und diesen Gedanken möchte ich mit Ihnen heute, zu Ostern, auch teilen:

Lassen Sie uns auf das Gestaltbare konzentrieren.

Egal, wie die Empfehlungen zu einem „Exit“ (Wieso heißt das eigentlich so? Wir wollen doch nur langsam zurück in die Normalität!) aussehen: Wir können sie nicht beeinflussen. So, wie wir das Wetter nicht beeinflussen können und wir uns daher entsprechend anziehen, müssen wir auch die Maßnahmen rund um Corona und den sogenannten „Exit“ (ich würde es wirklich lieber „Wiederherstellung“ nennen), zur Kenntnis nehmen und damit bestmöglich umgehen.

Es lohnt sich nicht, sich über Dinge aufzuregen, die wir nicht beeinflussen können. Falsch: Es lohnt sich nicht nur nicht, es ist auch hochgradig kontraproduktiv, weil Machtlosigkeit und Frust uns in der Regel herunterzieht.

Aber: Andersherum wird ein Schuh daraus. Setzen wir uns doch in der Familie und auch mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zusammen und denken gezielt darüber nach, was wir tatsächlich gestalten können, wo unser Spielraum ist und wie wir diesen nutzen wollen. Dann kommen wir in Bewegung oder wir bleiben in Bewegung. Beides ist gut, denn Wachstum hat etwas mit Bewegung zu tun.

Nutzen wir also, so schwer es auch in der einen oder anderen Situation fallen mag, unsere Intelligenz, und unsere Zeit, um zu gestalten, nicht zu lamentieren.

Frohe Ostern, beste Gesundheit! Und vielleicht hören oder sehen wir uns ja am kommenden Mittwoch beim Mittelstands-Mittwoch auf meinem YouTube-Kanal www.youtube.de/guidoquellemandat oder bei Zoom: https://zoom.us/j/508362678?pwd=Um9hdzgrd1NTcjVyNTFjamtvNFNVQT09 (Der Zoom-Link gilt für jede Woche.)

Ihr und Euer
Guido Quelle

 

Die Frage der Woche: „Haben Sie in dieser Corona-Zeit unerwartet neue Angebote oder Leistungen entwickelt (also nicht nur bereits zuvor begonnene Entwicklungen fertiggestellt)?
Um an der Umfrage teilzunehmen klicken Sie einfach auf: Wachstumsfrage der Woche

In der letzten Woche haben wir gefragt: „Haben (einzelne) Kunden oder Lieferanten von Ihnen jetzt, in der Krise, die Geschäftsbeziehung einseitig verändert?“
Ihre Antwort:

Ja – 33%
Nein – 67%

 

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Mandat Wachstums-Wochenstart Nr. 384: Der Faktor Zeit

Wachstums-Wochenstart

Mandat Wachstums-Wochenstart Nr. 384: Der Faktor Zeit

Die heute beginnende Woche ist wieder diejenige Woche im Jahr, in der bei Mandat die vermutlich größte Unruhe herrscht, denn in dieser Woche, von Mittwochnachmittag bis Freitagmittag, findet unsere größte Veranstaltung statt, unser Highlight, das Internationale Marken-Kolloquium, wie immer im September und wie immer im Kloster Seeon im schönen Chiemgau. Wir haben das Internationale Marken-Kolloquium über die Jahre zu einem festen Bestandteil unserer Leistung entwickelt, nahezu das gesamte Mandat-Team wird vor Ort sein und wir freuen uns darauf, mit 80 tollen Teilnehmern, Referenten und (Medien-)Partnern zwei Tage lang die Themen „Strategie“, „Wachstum“, „Marke“ in den Fokus zu stellen.

Obwohl die Teilnahme am Internationalen Marken-Kolloquium natürlich mit einer Gebühr versehen ist, ist diese nicht das Kernthema bei der Entscheidung, ob jemand teilnimmt oder nicht. Interesse an den Themen und an der Gemeinschaft, an der Ungewöhnlichkeit des Ortes, an der Tatsache, dass Verschwiegenheit über das im Kloster Besprochene vereinbart wird, vorausgesetzt, scheitert eine Teilnahme bei echten Interessenten nie am Geld. Wenn jemand, obiges Interesse vorausgesetzt, aus der Unternehmensführung – die wir als Teilnehmerinnen und Teilnehmer adressieren – sich entscheidet, nicht teilzunehmen, ist es aus einem anderen Grund.

Der echte Grund ist: Die Zeit.

Nun ist der Satz „Ich habe keine Zeit“ natürlich falsch, auch wenn er gewohnt und sozial verträglich klingt. Richtiger ist: „Ich habe keine Zeit dafür“. Noch richtiger ist: „Ich möchte mir die Zeit dafür nicht nehmen.“ Wie bitte? Selbstverständlich würde ich mir die Zeit dafür nehmen, wenn ich nur mehr davon zur Verfügung hätte, mag manch einer nun denken. Nein, nein, so einfach kommen wir aus der Sache nicht heraus – und da möchte ich das Beispiel des Internationalen Marken-Kolloquiums, das ich hier hilfsweise bemüht habe, verlassen –, denn wir entscheiden fast immer selbst, was wir mit unserer Zeit, es sind 24 Stunden, jeden Tag, tun – Unternehmenslenker insbesondere.

Wenn wir uns für oder gegen etwas entscheiden, wo wir Zeit investieren würden, dann ist dies eine freie Entscheidung. Die Vorbereitung der Aufsichtsratssitzung ist mir vielleicht wichtiger, als zu einer Veranstaltung zu gehen. Der Urlaub ist mir wichtiger als das Konzert, das in der Heimatstadt gegeben wird, zu dem mich Freunde eingeladen haben. Am Abend auf Bitten der Chefin doch noch ein paar Stunden in das spannende Projekt zu investieren ist mir wichtiger, als pünktlich daheim zum Grillen zu sein. So sieht es aus, es sind freie Entscheidungen. Nein, es gibt nur sehr wenige „Sachzwänge“, wir entscheiden es selbst. Wenn wir das einmal akzeptieren, sind wir auch wesentlich freier – und ehrlicher.

Übertragen auf unsere Beratungsmandate in Richtung Wachstum ist dies ebenfalls wichtig, denn wenn uns potenzielle Klienten sagen: „Für das Thema haben wir jetzt keine Zeit“, bedeutet dies, dass die Wichtigkeit des Themas noch nicht hoch genug ist oder nicht erkannt wurde. Oft helfen wir unseren potenziellen Klienten dabei, zu erkennen, wie wichtig „das Thema“ im Kontext tatsächlich ist und wir helfen auch dabei, dass einige andere „Themen“ sich durch unser „Thema“ erledigen, was den Kopf frei macht, Prioritäten gezielt vergibt und die Wirkung erhöht.

Wenn also einer Ihrer Mitarbeiter das nächste Mal sagt, er habe keine Zeit, weisen Sie ihn darauf hin, dass er dadurch seinen Prioritäten Ausdruck verleiht – und denken Sie bei dieser Formulierung daran, dass Sie dies auch tun, wenn Sie sie verwenden. „Ich habe keine Zeit“ gibt’s nicht.

Auf eine gute Woche und denjenigen von Ihnen und Euch, die wir in Seeon sehen, eine genüssliche Anreise, wir werden viel Freude haben und gemeinsam weiter wachsen. Schön, dass wir uns alle die Zeit dafür nehmen.

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer
Guido Quelle

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Mandat Wachstums-#Wochenstart Nr. 281: Nicht Steuern sparen, Umsatz machen!

Wenn man sich einmal vergegenwärtigt, wie viel Energie in manchen Unternehmen (und manchen privaten Haushalten) darauf verwendet wird, die letzte Steuerlücke zu suchen, kommt man automatisch auf den Gedanken, was denn wäre, wenn diese Zeit anderweitig eingesetzt würde. Ich spreche dabei noch gar nicht von globalen großen Unternehmen, die Einkünfte in Steueroasen verlagern, nein, ich spreche vom ganz normalen Wahnsinn, der in Unternehmen betrieben wird, um jeden möglichen Cent Steuern zu sparen.

In aller Deutlichkeit: Auch bei Mandat verschwenden wir nicht wissentlich unser Geld. Aber alles hat seine Grenzen. Lassen Sie uns einmal folgendes durchdenken: Erstens: Steuern sind notwendig, sonst funktioniert der Staat nicht. Zweitens: Natürlich sind viele Steuern in unserer Wahrnehmung zu hoch – in absoluter Höhe oder „gefühlt“ in Bezug auf das eigene Einkommen –, aber wir könnten ja einen Beitrag leisten, das zu ändern, durch Ausübung unseres demokratischen Wahlrechts oder sogar durch aktive Einflussnahme in einem politischen Amt. Wenn wir das eine oder andere nicht wollen, ist das eine aktive Entscheidung. Drittens: Wir machen uns wenig Gedanken, was geschähe, wenn wir die Zeit – und jetzt spreche ich insbesondere in Unternehmenszeit –, die in Steuerspardiskussionen gesteckt wird, in Umsatzgenerierungsdiskussionen ummünzen würden.

Über Umsatz, Vertrieb, Innovation, Investition zu sprechen eröffnet quasi unendliche Wachstumsoptionen und wenn wir anerkennen, dass Zeit endlich ist und eine Stunde nur einmal genutzt werden kann, lohnt es sich, die Zeitinvestition zukunftsorientiert vorzunehmen. Das hier für Steuern Ausgeführte gilt im Übrigen auch für Kostensenkungen: Wie viel Zeit verwenden Sie im Unternehmen, um über Kostensenkungen zu sprechen im Vergleich zu der Diskussion über umsatzgetriebenes Wachstum? Ja, Unternehmen müssen schlank aufgestellt sein, aber nicht mager. Man beachte den Grenznutzen.

Eines meiner Bücher aus dem SpringerGabler-Verlag hat den Titel „Wachstum beginnt oben“: Im Kopf, in der Unternehmensführung und oben, in der ersten Zeile der Gewinn- und Verlustrechnung, beim Umsatz. Der Titel lautet nicht „Wachstum beginnt bei Kostensenkung und Steuervermeidung“. Versuchen Sie einmal, interne Meetings in dieser Woche ausschließlich über das Gewinnen neuen profitablen Umsatzes zu führen, fordern Sie die Kreativität Ihrer Mitarbeiter und Ihre eigene. Sie werden erstaunt sein!

Auf eine gute Woche

Ihr und Euer
Guido Quelle

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Mandat Wachstums-#Wochenstart Nr. 263: Ewigkeitswarten als Service?

Wir bekamen vor einigen Tagen eine E-Mail von einer großen deutschen Telefongesellschaft mit einem Angebot. Zitat: „Sie haben mit einem Berater in der Hotline gesprochen und möchten ihn erneut erreichen? Innerhalb von 48 Stunden nach dem ersten Gespräch erhalten Sie auf Wunsch einen Rückruf von ihm. So kann Ihr Anliegen schneller geklärt werden.“

Donnerwetter, das ist ja mal flott. Nur  48 Stunden? Hallo, aufwachen! 48 Stunden sind eine Ewigkeit. Erdgeschichtlich vielleicht nicht, aber in der heutigen Zeit bei – im Falle der Inanspruchnahme vermutlich technischen – Problemen allemal. Ewigkeitswarten ist mega-out. Wir werden zu „instant response“ erzogen. Amazon, Twitter, Snapchat machen es Unternehmen nicht leicht, das gebe ich gern zu und es ist auch nobel, einen vermutlichen Engpass – hier: Immer wechselnde Ansprechpartner – aufzubohren, aber 48 Stunden sind unattraktiv. Zurück auf Los, bitte. Nächster Versuch.

Mein Punkt in dieser Woche: Wenn Sie Ihren Kunden einen neuen Service anbieten, stellen Sie sicher, dass nicht nur der Inhalt passt, sondern auch die begleitenden Komponenten stimmen. Zeit ist dabei der wesentliche Faktor, der immer, immer, immer wichtiger wird. Wenn, dann richtig.

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer
Guido Quelle

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CEO-Tipp des Monats Dezember 2016: Alles hat seine Zeit – auch die Wachstumspause

CEO-Tipp

Als Wachstumsexperten werden wir häufig gefragt, ob Wachstum denn tatsächlich dauerhaft und immer notwendig sei. Wir antworten stets „Jawohl“ – nicht zur Freude aller. Dieses „Jawohl“ ist der Tatsache geschuldet, dass wir der aus Hunderten von Projekten Erfahrung sowie aus unserer Forschung stammenden Überzeugung sind, dass gesundes profitables Wachstum auf der langen Achse der Zeit zwingend ist, um sich weiterzuentwickeln. Das Gegenteil hat uns noch niemand nachgewiesen und der Wohlstand, an dem in unserem extrem sozialen System nahezu alle teilhaben ist ein Resultat dieses Wachstums. Es ist unternehmensunspezifisch, volkswirtschaftsunspezifisch, weltweit gültig. Wirkliches Wachstum kennt keine Verlierer.

Es ist die Frage statthaft, ob bei einer detaillierteren Betrachtung auch Wachstumspausen ihre Berechtigung haben können. Die Antwort ist: „Jawohl“. Wann? Hier sind Anlässe für berechtigte Wachstumspausen:

  • Erholung nach einer Wachstumsphase, die für die Organisation zu schnell verlief. Erkennbar ist dies daran, dass sich starkes Wachstum einstellt, viele Kunden dem Unternehmen Zuspruch geben, sich daher eine hohe Zahl von (Neu-) Aufträgen einstellt, diese irgendwann nicht mehr zur Zufriedenheit der Kunden abgearbeitet werden können, sich irgendwann zu viele prozessuale und produktbezogene Fehler einstellen, Kunden sich zunehmend beschweren, diesen Beschwerden nicht mehr sorgfältig genug nachgegangen werden kann, aus der vermeintlichen Not Versprechen gemacht werden, die ebenfalls nicht mehr erfüllt werden können, Beschwerden sich „stapeln“, die besten Leute sich vom Unternehmen abwenden, … – Setzen Sie das Szenario fort.
  • Erheblicher Wechsel in zahlreichen Schlüsselpositionen im Unternehmen. Gönnt man dem Wachstumsturbo hier keine kurze Erholung – wir reden bitte nicht von „Stop“, denn auch ein Turbo darf nicht einfach abgeschaltet werden –, läuft man Gefahr, dass alle einfach weiterrennen, aber ohne Kenntnis der Unternehmensinterna. Sorgfältiges „Onboarding“, also „ins-Boot-Holen“ ist zwingend erforderlich, damit die Wachstumslokomotive nicht aus dem Gleis springt.
  • Übernahme eines Unternehmens. Hier kommt die Entwicklung eines gemeinsamen Auftrags, einer gemeinsamen Mission hinzu, denn es geht um das Vorbeugen vor Identitätsverlust. Es geht um die Chance, die Grundlage für eine gemeinsame Identität zu erarbeiten. „Back to operational business“ ist die falsche Botschaft, wenngleich hier auch durchaus Augenmerk darauf gelegt werden muss, dass nicht plötzlich alle – vor allem im übernommenen Unternehmen – die Hängematte ausrollen und abwarten, was denn nun wohl passiert.
  • In die Jahre gekommenes Produktportfolio oder Leistungsangebot. Eine gute Unternehmensführung achtet darauf, dass das Angebot stets aktuell und auf der Höhe der Zeit ist, allerdings kann sich wohl kaum eine Unternehmensführung davon frei sprechen, irgendwann einmal in eine unbedingte Innovationserfordernis hineingeraten zu sein. Ist dies der Fall, müssen einige bestehende Aktivitäten gestoppt werden, weil sonst keine Zeit für Innovationen bleibt.

Alle Beispiele zeigen, dass eine Wachstumspause, die auch eine temporäre wirtschaftliche Rückwärtsbewegung bedeuten kann, situativ Sinn ergeben kann. Auf der langen Zeitachse stellt dies gar keine „Delle“ dar. Gesund zu wachsen bedeutet, eine längere Phase zu betrachten, als ein singuläres Geschäftsjahr. Leider wird diese langfristige, nachhaltige Sicht in vielen Unternehmen nicht belohnt.

© 2016, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York. ***
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Der CEO-Tipp des Monats ist Auszug aus dem monatlich erscheinenden Mandat Growthletter®, der kostenfrei bezogen werden kann: Anmeldung
Die aktuelle Ausgabe ist hier zum Download verfügbar (PDF, ca. 2 MB) ***

Mandat Wachstums-Wochenstart Nr. 107: Zeit ist wichtiger als Geld

Mandat WWS LogoAls ich noch Selbstmanagement-Vorlesungen gehalten habe, kamen wir irgendwann zu dem Punkt, an dem ich meinen Studenten sagte, dass Zeit wichtiger ist als Geld. Sie können sich denken, was eine häufige Reaktion war. Richtig: „Der hat gut reden“. Gerade diejenigen Studenten, die sich das Studium selbst finanzierten – was an der privaten Hochschule, an der ich lehre durchaus eine Herausforderung ist – konnten sich das nicht vorstellen. Zeit wichtiger als Geld? Unmöglich.

Es ist aber so. Wenn wir 50 Euro verlieren, können wir sie wieder verdienen, wenn wir einen Auftrag nicht bekommen, bekommen wir einen anderen. Wenn wir aber eine Stunde verlieren, ist sie für immer verloren. Unter anderem deshalb sind auch schlecht bezahlte Geschäfte wirklich schlechte Geschäfte. Ich finde, es ist besser, in der Hängematte zu liegen, als einen faulen Auftrag anzunehmen.

Nutzen wir also die einzelnen Stunden jedes Tages und warten wir nicht darauf, dass irgendwann eine bessere vorbeikommt. Wir sind es, die darüber entscheiden, ob eine Stunde gut wird, oder nicht.

© 2014, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.
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Mandat Wachstums-Wochenstart #82: Artefakte erkennen

In der bildgebenden Diagnostik, wie auch in verschiedenen anderen Disziplinen, kennen wir den Begriff des Artefakts. Zum ersten Mal kam ich damit in Verbindung, als ich einen fast zweijährigen Dienst auf einer Intensivstation eines der größten deutschen Krankenhäuser absolvierte. Man sprach dort bei der Elektrokardiogramm- (EKG-) Auswertung von Patienten mitunter von „Artefakten“. Mich interessierte der Begriff und mir wurde erklärt, dass ein Artefakt eine vermeintliche Anomalie des EKG darstellt, die aber keine echte Anomalie ist, sondern durch äußere Einflüsse entsteht. Ein Artefakt ist also, vereinfacht formuliert, ein vermeintlicher Fehler, der keiner ist. Eine Störung, der keinerlei Bedeutung zugemessen werden braucht.

Welche Artefakte existieren in Ihrem Umfeld? Wie oft springen Sie – im übertragenen Sinne – auf vermeintliche Abweichungen, die keine sind, oder – spannen wir den Bogen ein wenig weiter auf -, die irrelevant sind? Wie stellen Sie fest, ob das, was Sie messen, tatsächlich weitgehend einflussfrei ist, oder Sie die Einflüsse zumindest erkennen? Wie stellen Sie sicher, dass Sie die neben Ihrer Gesundheit wichtigste Ressource „Zeit“ sinnvoll einsetzen und nicht mit der vermeintlichen Therapie von Symptomen, die sich durch Artefakte ergeben?

Denken Sie darüber einmal nach. Es lohnt sich.

(c) 2013, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH